Aschewolke über Deutschland: Geduldsprobe für Passagiere

Das Flugverbot hielt nur wenige Stunden an. Mittlerweile zieht die Wolke in Richtung Osten weiter.

Hamburg. Jonna will nicht mehr warten. In Faro warten Oma, 26 Grad — und vor allem das Meer. Doch Portugal ist weit weg. Mit ihrer Mutter Meike Firmenich und Schwester Aenne ist die Sechsjährige in aller Frühe am Flughafen Hamburg gestrandet.

Viele Passagiere warten in Schlangen auf Auskunft am Schalter. Rebecca Franzen von Air Berlin geht umher, informiert, verteilt Zettel mit Servicenummern. „Versuchen Sie da bitte mit ganz viel Geduld anzurufen“, entgegnet sie einem Kunden. Geduld und Verständnis sind am Mittwoch Morgen die Lieblingswörter von Menschen wie Franzen.

Vulkanasche aus Island hat den Flugverkehr in Norddeutschland mehrere Stunden lahmgelegt. Das Szenario erinnert an das Chaos vor einem Jahr: Flüge in Deutschland fallen wegen Vulkan-Asche in der Luft aus, Passagiere sitzen fest. Zum ersten Mal seit dem Ausbruch des Gletschervulkans Eyjafjallajökull steht eines der wichtigsten norddeutschen Drehkreuze, wieder still.

Im Laufe des Tages normalisierte sich die Lage. Die Flughäfen Hamburg, Bremen, Berlin schlossen zeitweise, konnten gegen Mittag aber wieder öffnen. Auch am Vulkan Grímsvötn entschärfte sich die Situation und der Wind weht nach Osten. Vom Deutschen Wetterdienst (DWD) hieß es bereits am Vormittag, die Aschekonzentration in der Luft sei nicht mehr kritisch. Die Wolke ziehe langsam in Richtung Polen und Ostsee ab.

In Deutschland darf bei mehr als zwei Milligramm Asche pro Kubikmeter Luft nicht mehr geflogen werden — es sei denn, Triebwerk- und Flugzeughersteller geben grünes Licht. Die Passagiere reagierten gelassen. Die meisten hatten aus den Nachrichten von der Aschewolke erfahren. Vor den Schaltern am Flughafen Berlin Tegel drängten sich Hunderte mit Gepäckwagen, immer wieder gingen die Blicke zu den Anzeigetafeln, die ein Wort dominiert: „cancelled“ („gestrichen“). Die Gratisgetränke, die Flughafen-Mitarbeiter verteilen, waren da ein schwacher Trost.

Wegen der Schließungen im Norden blieben in ganz Deutschland Maschinen am Boden, darunter in Frankfurt/Main, Stuttgart, Düsseldorf, Hannover und München. Reisende mussten auf Züge oder das Auto ausweichen.