Ausbaupläne: Frosch-Posse ums Phantasialand

Die Naturschützer schießen bei ihrem Protest ein Eigentor. Der vermeintliche Springfrosch ist ein ganz normaler Grasfrosch.

Brühl. Stundenlang spaziert Monika Linzmeier manchmal durch den Wald im Naturpark Rheinland bei Brühl und genießt die Stille, besonders jetzt im Frühling. "Wie viel mir das bedeutet, habe ich erst gemerkt, als ich gehört habe, dass hier massiv abgeholzt werden soll."

Weil der Freizeitpark Phantasialand seine Fläche verdoppeln will, sollen nach Schätzungen von Umweltschützern 30 Hektar Wald weichen. Ein Gebiet so groß wie vierzig Fußballfelder.

Für Diplombiologin Linzmeier nicht nur emotional, sondern auch ökologisch ein Unglück, denn ein Teil des Waldes steht unter Naturschutz. "Das gibt ein Artensterben", sagt sie. Ganz besonders sorgt sie sich um den "stark gefährdeten" Springfrosch. Sie hat eine Bürgerinitiative gegründet und sammelt Unterschriften gegen den Ausbau.

Doch nach den Hamstern, die schon mal ganze Kraftwerksplanungen kippen sollten und dann doch nicht gesichtet wurden, haben die Naturschützer sich wohl erneut verkalkuliert. Eine Gen-Analyse des Kölner Büros für Faunistik enttarnte den Springfrosch laut einem Bericht des "Kölner Stadt-Anzeigers" als profanen Grasfrosch, eher eine "Allerweltsart". Die untersuchten Laichballen aus dem Erweiterungsgelände hatten die Ausbaugegner selbst geliefert.

Um bedrohte Existenzen geht es auch der anderen Seite. Ohne Erweiterung drohe die Insolvenz, sagt Birgit Reckersdrees, die Marketing-Direktorin des Phantasialands. Rund 450 Festangestellte und 900 Saisonkräfte würden dann ihren Job verlieren. "Der Trend geht in Richtung Kurzurlaub, die Besucher wollen zwei Tage bleiben." Daher brauche man zusätzliche Hotels, ein Theater, Sportanlagen, Picknickplätze.

Als die Gründer des Parks, Gottlieb Löffelhardt und Richard Schmidt, vor vierzig Jahren ihren Märchenwald auf eine ehemalige Braunkohlegrube setzten, haben sie daran wohl nicht im Traum gedacht. Das rächt sich nun. Eine Ausdehnung nach Norden und Osten ist wegen Wohnbebauung kaum möglich, im Süden liegt die Autobahn. Bleibt der Weg nach Westen - in den Naturpark.

Die Konkurrenz habe längst expandiert, argumentiert Reckersdrees. Der Europapark Rust bespaßt seine Besucher auf 85 Hektar. Im Phantasialand sei es zu Spitzenzeiten viel zu voll. Die Brühler Stadtverwaltung und Wirtschaftsverbände unterstützten das Erweiterungsvorhaben, das sich das Unternehmen einen dreistelligen Millionenbetrag kosten lassen will.

Schließlich versprechen die Parkbetreiber, mit der Fläche auch die Belegschaft zu verdoppeln. "Der Freizeitpark ist einer der wenigen Arbeitgeber im Kreis, wo Geringqualifizierte noch einen Job finden", gibt Saskia Niemann von der Industrie- und Handelskammer Rhein-Erft zu bedenken.

Damit die Bagger in den Wald vorrücken dürfen, bedarf es einer Änderung des Regionalplans. Der Regionalrat der Bezirksregierung Köln entscheidet darüber im Juni, dann muss die Landesregierung zustimmen. Erst danach ist wieder die Stadt im Spiel. Umweltverbände und die Grünen haben bereits Widerstand angekündigt.

"Im Rhein-Erft-Kreis gibt es ohnehin wenig Wald, was wir haben, sollte erhalten bleiben", fordert Agnes Niclasen, stellvertretende Vorsitzende der Brühler Grünen. Vorerst wird also weiter gestritten um Ausgleichsflächen, Umweltgutachten und wirtschaftliche Perspektiven.

Um die Situation zu entschärfen, hat die Bezirksregierung einen Kompromissvorschlag an den Regionalrat gesandt: Die Genehmigung von 16 Hektar statt der gewünschten 30. So könnte es kommen, vermuten einige. Monika Linzmeier ist auch das zu viel.

"Wenn das Unternehmen erstmal seinen Fuß in dem Gebiet hat, kommen bald neue Erweiterungsanträge", fürchtet sie. Aber auch das Phantasialand würde einen solchen Kompromiss ablehnen: Der Ausbau rechne sich wirtschaftlich nur bei 30 Hektar, sagt Birgit Reckersdrees. "Sonst lassen wir es ganz."