Pfingsten? Keine Ahnung!
Glaube: Nur noch wenige Menschen wissen, was an diesem Festtag eigentlich gefeiert wird.
Düsseldorf. Sommerliche Temperaturen, die Sonne scheint, der Himmel ist blau - da kommt das verlängerte Wochenende gerade recht. Viele nutzen die Pfingsttage zur Erholung: Nordsee, Ostsee oder einfach nur der heimische Garten. Doch warum haben wir eigentlich am Montag einen Feiertag? Was wird an Pfingsten überhaupt gefeiert? Bei diesen Fragen erntet man oft Schulterzucken. So auch bei einer Umfrage unserer Zeitung in der Düsseldorfer Innenstadt. Nur wenige - genau genommen drei - Leute wussten, dass an Pfingsten der Ausschüttung des Heiligen Geistes auf die Apostel gedacht wird.
"Pfingsten - da ist doch Jesus in den Himmel gefahren", antwortet ein Mann, etwa Mitte 50. Knapp verpasst, Christi Himmelfahrt wurde in diesem Jahr am 1.Mai gefeiert, wie üblich zehn Tage vor Pfingsten. Eine junge Frau meinte, am jetzigen Wochenende der Auferstehung Jesu gedenken zu müssen. Falsch, das wird immer 50 Tage vor Pfingsten gemacht und Ostern genannt. "Bei Feiertagen sind sie bei mir falsch. Ich muss ständig zwischen In- und Ausland pendeln. Da kann ich so etwas nicht im Kopf haben", sagte ein gestresster Geschäftsmann. Viele gaben an, "so gerade noch" die Bedeutung von Weihnachten zu kennen, aber Pfingsten: keine Ahnung!
Den Theologen Manfred Becker-Huberti überraschen die Antworten der Umfrage nicht: "Aktuelle Studien besagen, dass etwa die Hälfte der Deutschen nicht mehr definieren kann, was Pfingsten ist." Dies sei aber kein Phänomen des Pfingsttages - auch andere kirchliche Feste spielten nur noch eine untergeordnete Rolle. "Mit Weihnachten, Ostern oder St.Martin verbinden die Leute jeweils einen Brauchtum", erklärt Becker-Huberti. "Mit konkreten Beispielen - wie an diesen Feiertagen - kann man den Menschen die Bedeutung besser vermitteln."
Bei einem "etwas abstrakteren" Fest wie Pfingsten ("Da kommt der Heilige Geist von oben herab") sei dies wesentlich schwieriger. Dazu müsse die Kirche die Symbolkraft des Pfingstfestes stärken. "Kaum einer weiß zum Beispiel, dass die Taube das Symbol für den Heiligen Geist ist", sagt der Grevenbroicher Theologe. Auch in der Sprache sieht er "Werbe-Potenzial" für das Pfingstfest: "Im ,Heiligen Geist’ steckt doch der Begriff ,Begeisterung’."
Monsignore Rolf Steinhäuser, Stadtdechant der katholischen Kirche in Düsseldorf, erinnert daran, dass Pfingsten "die Geburt der Kirche" ist: "Die Apostel wurden mit dem Heiligen Geist erfüllt und trugen ihn in die Welt." Dieses Gemeinschaftsgefühl müsse an Pfingsten in der Kirche gestärkt werden. "Ein gutes Beispiel sind da die Pfingstzeltlager, an denen viele junge Christen teilnehmen", sagt Steinhäuser. Und um das Pfingstfest allgemein attraktiver zu machen, schlägt der Stadtdechant vor, die Gottesdienste ins Freie zu verlegen: "Das werden wir im nächsten Jahr machen - mit einer großen Pfingstfeier in der Düsseldorfer Innenstadt."
Einer Abschaffung des Pfingsmontages, wie in den vergangenen Jahren mehrfach von Politikern angeregt, erteilt Steinhäuser eine klare Absage: "Das lehne ich nicht nur aus kirchlicher Sicht ab. Ich glaube, dass jeder Feiertag für die Gesellschaft wichtig ist. Die Leute müssen im hektischen Alltag auch mal durchschnaufen können."