Vom Partygirl zur Ehefrau
Jenna Bush war lange keine brave Präsidententochter. Sie hat sich gewandelt. Heute heiratet sie auf der Ranch ihrer Eltern.
Washington. Noch vor wenigen Jahren war Jenna mit ihrer Vorliebe für wilde Studentenpartys das Sorgenkind der Familie Bush. Sie habe Angst gehabt, gestand Präsidentengattin Laura Bush unlängst, dass Jenna bis in die späten Dreißiger ein Partygirl bleiben würde. "Und dann sind die besten Männer schon vergeben."
Diese Sorge hat die Blonde der Bush-Zwillinge ihren Eltern nun genommen. Jenna kommt heute unter die Haube - mit 26 Jahren. Und nicht nur das: Der Schwiegersohn in spe ist ganz nach dem Geschmack der Eltern. Henry Hager, Sohn des Chefs der Republikaner im Bundesstaat Virginia, gilt als konservativer "republikanischer Traditionalist der alten Schule".
Einige Berater hatten den mächtigsten Mann im Lande dazu gedrängt, aus strategischen Gründen eine glanzvolle Hochzeit im Weißen Haus auszurichten. Ein pompöses Fest könne wenigstens für eine Weile von dem Debakel im Irak und der wirtschaftlichen Malaise in den USA ablenken und dem Präsidenten Sympathiepunkte bringen. Doch da spielte Jenna nicht mit. "Washington ist nicht mein Zuhause, ich bin in Texas aufgewachsen", begründete sie ihren Wunsch nach einer zwanglosen Familienfeier auf der Ranch im 800-Seelen-Nest Crawford. Und auch das war ganz nach dem Geschmack der Eltern, die immer bodenständig blieben und gern aus der steifen Bürokraten-Hauptstadt in den Süden flüchteten.
Kennengelernt hatten sich Jenna und Hager, der gestern seinen 30. Geburtstag feierte, vor vier Jahren, als der Betriebswirt als freiwilliger Helfer bei der Kampagne zur Wiederwahl von Präsident Bush arbeitete. Gerade drei Monate seien sie zusammen gewesen, da habe sie ihn schon flapsig gefragt, wann er ihr denn einen Antrag machen wolle, gestand die junge Lehrerin erst kürzlich. Aber Hager wollte dann doch nicht in die Fußstapfen seines künftigen Schwiegervaters treten, der seine Laura 1977 tatsächlich schon nach einem Vierteljahr zum Traualtar geführt hatte. Ganz Traditionalist, hielt er Jahre später sogar zunächst beim Präsidenten um die Hand seiner Tochter an, Jenna erfuhr davon nichts.
Im vergangenen August war es dann soweit. Während einer gemeinsamen Wandertour im Arcadia-Nationalpark in Maine weckte Hager morgens um vier seine verschlafene Freundin. Er musste sie erst überreden, mit ihm durch die bitterkalte Nacht auf den Cadillac, den höchsten Berg im Nordosten der USA, zu wandern. Hier geht die Sonne zuerst in den USA auf. Nach eineinhalb Stunden, pünktlich zum Sonnenaufgang, erreichten sie den Gipfel, wo Henry Jenna die ersehnte Frage stellte.
Ebenso romantisch soll die Feier selbst sein. Am Fuße eines kleinen Sees auf der 650 Hektar großen Familienranch geht heute die "Märchenhochzeit", wie sie in US-Medien genannt wird, über die Bühne. Zu dem Altar, hinter dem der Präsident ein riesiges Kreuz aus texanischem Kalkstein errichten ließ, wird Jenna von 14 Brautjungfern begleitet, allen voran Zwillingsschwester Barbara, die ein schimmerndes Abendkleid mit tiefem Rückenausschnitt tragen wird. Jenna, so ließ das Weiße Haus verlautbaren, habe sich für ein konservativeres Kleid des Designers Oscar de La Renta entschieden.
Mit gerade 200 geladenen Gästen wird es eher beschaulich zugehen. Weder Fernsehkameras noch Fotografen sind zugelassen. Leben wird das junge Paar in Baltimore, wo Hager für ein Energieunternehmen arbeitet.