Ausstellung: In Krefeld herrscht Eiszeit
So lebensecht, dass sie sich fast zu bewegen scheinen, wirken die Nachbildungen für die Ausstellung „Tiere der Eiszeit“ im Museum Burg Linn.
Krefeld. Gut möglich, dass nachts hier der Höhlenbär tobt. Die Geschichte vom Museum, das lebendig wird, sobald der Wächter die Tür verschlossen hat, wirkte jedenfalls selten so realistisch wie in diesem düsteren Nebenraum der Burg Linn.
Der muskulöse Tiger, die verschlagene Hyäne und das Mammut, dessen Schädel beinahe an die Decke stößt, sind so lebensecht gestaltet, dass man jeden Moment damit rechnen muss, dass sie sich bewegen.
"Tiere der Eiszeit" heißt die kleine, aber imposante Ausstellung, die am Sonntag im Krefelder Museum Burg Linn beginnt. In einem einzigen, gruselig beleuchteten Raum können die Besucher einen Eindruck bekommen, was vor 12 500 Jahren im Rheinland kreuchte, fleuchte und furchterregend die Zähne fletschte.
Dieter Luksch, ein Tierpräparator aus Bayern, hat die Schau zusammengestellt. "Wir haben vor Jahren bei der erfolgreichen Ötzi-Ausstellung mit ihm zusammengearbeitet", erzählt Museumschef Christoph Reichmann.
Nun hat Luksch mit großem Aufwand Lebewesen aus der letzten Eiszeit spektakulär nachgebaut. Andere, die in Zoos gezüchtet wurden, hat er ausgestopft. "Der Moschusochse stammt sogar aus dem Krefelder Zoo", sagt Reichmann. Nun steht der braune Bulle wieder in seiner alten Heimatstadt, stur und unbeweglich mit seinen mächtigen Hörnern, die in der Eiszeit populäre Trinkgefäße waren.
Eine beliebte, aber keineswegs leichte Beute waren auch Mammuts. Nur in großen Gruppen konnten unsere Vorfahren die drei Meter großen und drei Tonnen schweren Kolosse jagen. Wie sie aussahen, wissen die Forscher vor allem dank einiger Funde in Sibirien. Mammuts, vor tausenden Jahren schockgefroren und fast vollständig erhalten, tauchen aus dem Eis auf. "Das Schwierigste für die Forscher ist, die Wölfe davon abzuhalten, sich an dem Jahrtausende alten, frisch aufgetauten Fleisch zu vergreifen", erzählt Christoph Reichmann.
Ebenfalls in Osteuropa fanden Archäologen die Überreste einer eiszeitlichen Jagdhütte, vor rund 15 000 Jahren aus Holz, Fell und Mammutknochen gebaut. Eine Nachbildung ist in der Ausstellung zu sehen, mitsamt Bewohnern, künstlichem Lagerfeuer und Schneeflocken auf dem Zeltdach. "In Höhlen haben die Menschen sich damals nur zeitweise aufgehalten, wenn sie auf die Jagd gingen", erklärt Reichmann. Zur Not legten sie Entfernungen von mehreren hundert Kilometern zurück, um die Familie zu versorgen oder gen Süden der beißenden Kälte zu entfliehen.
Vom Niederrhein selbst gibt es auch einige Funde zu sehen. In einer gesonderten Vitrine liegen Knochen eines Wollnashorns, eines Mammuts und eines Wisents aus der Region. "Krefeld lag an der Eiskante", erläutert Christoph Reichmann. "In Kiesgruben stößt man noch auf Knochenreste oder Mammut-Backenzähne."
Solche Hintergründe finden sich kaum in der Krefelder Ausstellung: Die Macher begnügen sich damit, die Urviecher wirken zu lassen. "Wir wollen vor allem Schülergruppen und Familien mit Kindern ansprechen", sagt der Museumschef. Wenn die jungen Besucher in den Bann der eiszeitlichen Riesen geraten, wartet am Ausgang ein potenzieller Trost: kleine Mammut-Stofftiere für die Forscher von morgen.