Ausverkauf im kultigen Buch-Laden von Notting Hill
„Notting Hill Travel Bookshop“ aus Kinofilm vor der Pleite.
London. Der Letzte hat das Licht ausgeknipst und die Tür verschlossen, „bis auf Weiteres“ zumindest, wie der Zettel im Schaufenster mit einem Hauch Hoffnung jene tröstet, die vor dem Laden stehen.
Zwei japanische Touristen seufzen laut und lichten sich schnell noch vor der Fassade ab. Der Travel Bookshop in einer Querstraße zur Portobello Road ist weltberühmt, seitdem er der US-Romanze „Notting Hill“ als Kulisse diente.
Im charmant-altmodischen Ambiente sprang der Funke über zwischen einem konfusen Buchhändler und einer Filmdiva, gespielt von Hugh Grant und Julia Roberts.
Heute liegt der Ort dieser knisternden Begegnung im Halbdunkel. Ladenhüter wie „Der Aufstieg des britischen Kaffeehauses“ oder „Beste Feinde: Anglo-französische Beziehungen seit der Normannischen Eroberung“ gähnen noch aus den Holzregalen.
Das Schlusskapitel im Leben dieser Institution ist ein düsteres: Letztes Jahr hat der Fachladen 21 350 Euro Verlust gemacht, die Schulden sollen sich auf mehr als 48 000 Euro belaufen. Zum Räumungsverkauf, als die Geschäftsaufgabe schon beschlossene Sache war, ist der Laden super gelaufen — so super, dass Besitzer Simon Gaul noch früher als geplant schließen konnte.
Seit Mai hatte er sich um Käufer für die Immobilie bemüht — offenbar erfolglos. Richard Curtis, Drehbuchautor der Notting-Hill-Romanze, hat jetzt seine Unterstützung zugesagt. Mehrere Berühmtheiten haben versprochen, als unbezahlte Verkäufer auszuhelfen, um die Lohnkosten zu senken.
Der Promi-Bonus könnte dem Geschäft tatsächlich helfen. So sehr der Laden in ausländischen Urlaubsbibeln gepriesen wurde, so unbekannt war er nämlich bislang bei Londonern — potenzielle Kunden.
Schuld an der Wissenslücke ist der Umstand, dass die Macher der Hollywood-Romanze sich zwar durch den echten Laden in der Straße Blenheim Crescent inspirieren ließen, ihn dann aber als Kulisse detailgetreu an anderer Stelle, nämlich auf der Portobello Road, nachbauten.