„Backstreet Boy“ Nick Carter auf Solopfaden
München (dpa) - Es ist vielleicht ein wenig in Vergessenheit geraten, wie Justin Timberlake oder Robbie Williams ihre großen Karrieren begannen: synchron tanzend in einer Boyband.
Auch Ronan Keating gehörte einst zu einer Formation, die sich Boyzone nannte - und selbst Michael Jackson machte die ersten Schritte auf der Bühne nicht allein, sondern als Teil der Jackson Five. Jetzt will auch „Backstreet Boy“ Nick Carter sich von seinen Boyband-Kollegen lösen und es alleine versuchen. Er kommt mit einem neuen Album auf den Markt, das „I'm Taking Off“ heißt - in etwa: „Ich hebe ab“.
In den vergangenen Wochen hat der inzwischen 31-Jährige versucht, die deutschen Fans auf seine Platte - sie soll Anfang Juni auf den Markt kommen - einzustimmen, und ist durch Deutschland getourt. Dabei drehte er auch noch ein Musikvideo zur neuen Single, trat in unzähligen Fernseh- und Radiosendungen auf und schwelgte ein wenig in Erinnerungen. „In Deutschland ging damals alles los“, sagte er im Interview mit der Nachrichtenagentur dpa in München. „Hier war ich schon als 13-Jähriger, als wir mit den Backstreet Boys die ersten Erfolge hatten.“
In München gab er am Mittwochabend das letzte Konzert seiner kleinen Tour, die so gar nichts mehr gemeinsam hatte mit den riesigen Tourneen der 1990er - es waren vor allem die Mädchen von damals gekommen, die heute keine mehr sind.
Dementsprechend waren es in München auch nicht die neuen, sehr soften Carter-Lieder, die das relativ kleine Publikum begeisterten, sondern die „BSB“-Songs von damals. Wen es schon immer gestört hat, dass Nick immer nur eine Strophe singen durfte, bevor seine Band-Kollegen Brian Littrell oder AJ McLean wieder übernahmen, der kam am Mittwoch voll auf seine Kosten. „Ich war früher eher ein Mitläufer“, sagt Carter. „Heute will ich den Ton angeben.“
Seine neue Platte, die er „mein Meisterwerk“ nennt, hat er selbst produziert, viele Lieder hat er selbst geschrieben. Darunter auch „Falling Down“, das die Zeit beschreibt, in der Carter vor allem durch Übergewicht, Drogeneskapaden und seine nicht sonderlich harmonische Beziehung zu Party-Kracher Paris Hilton Schlagzeilen machte. „Ich blicke nicht mehr zurück“, sagt Carter heute. „Ich mag den Menschen, der ich jetzt bin.“
Und dieser Mensch ist es, den nun auch die Fans kennen und lieben lernen sollen - ganz ohne die Backstreet Boys, in deren Runde er sich „als Künstler verstecken“ konnte, wie Carter sagt. Heute zeigt er, dass er eben seit fast 20 Jahren auf der Bühne steht und sein Handwerk versteht. Über seine Musik kann man sicherlich geteilter Meinung sein, seine Entertainer-Qualitäten aber sind bemerkenswert. Für ihn bleibt zu hoffen, dass dieser Solo-Versuch erfolgreicher wird als der, den er im Jahr 2002 startete. Sein Album „Now or Never“ (Jetzt oder nie) brachte nicht den erhofften Durchbruch. Und dafür hat Carter eine einfache Erklärung: „Das Album war einfach nicht gut genug. Bei meinem neuen ist das anders.“