Horst Köhler: Der Heimkehrer
Horst Köhler hat eine Reise in die Vergangenheit gemacht. Mit seiner Frau Eva Luise besuchte der frühere Bundespräsident erstmals seit Kriegsende seinen Geburtsort Skierbieszow in Ostpolen. „Ich bin überwältigt über die Gastfreundschaft, mit der wir hier empfangen worden sind“, sagte er nach dem Treffen mit Vertretern der Gemeinde.
Angesichts der Nazi-Verbrechen halte er diese Herzlichkeit „nicht für selbstverständlich“.
Das Ex-Staatsoberhaupt verneigte sich vor einer Gedenktafel für polnische Kinder, die 1942/1943 den Massendeportationen der Nazis zum Opfer gefallen waren. Er besuche den Ort, wo er „laufen lernte“, sagte der 68-Jährige sichtlich gerührt. Eine alte Frau fiel ihm um den Hals. Sie habe sich um ihn gekümmert, als er allein außerhalb des Hofes spielte, erzählte die 85-jährige Zofia Kropornicka. Köhler kämpfte mit den Tränen.
Köhlers Eltern waren Ende 1942 aus Bessarabien — heute Republik Moldau — in das von den Deutschen besetzte Polen umgesiedelt worden. Dort kam er am 22. Februar 1943 als siebtes Kind zur Welt. Im Winter 1944/1945 flüchtete die Familie vor der anrückenden Roten Armee nach Westen.