Bahn, Bank oder Bäcker: Hier werden Sie gefilmt
Die Debatte um Kameras im öffentlichen Raum ist neu entflammt. An vielen Orten ist die Technik bereits da.
Düsseldorf. Nach einem Verbrechen in der Öffentlichkeit steht nichts so schnell im Raum, wie der reflexartige Ruf nach mehr Videoüberwachung. Seit Jahren streiten sich Datenschützer, Politiker und die Polizei über einen zweckmäßigen Einsatz der Video-Technik. Zwar sind die Verhältnisse in Nordrhein-Westfalen noch nicht wie in Großbritannien, wo es die größte Dichte an Kameras gibt, doch mittlerweile werden die Einwohner an zahlreichen Orten videoüberwacht, wie einige Beispiele aus der Region zeigen.
Vorreiter scheint Düsseldorf zu sein. Allein die Rheinbahn betreibt mehr als 300 stationäre Kameras, dazu sind mehr als 200 Busse und Bahnen mit der Sicherheitstechnik ausgerüstet. In den nächsten fünf Jahren soll die Zahl der Kameras nahezu verdoppelt werden. Auch elf Bahnhöfe der Deutschen Bahn werden durch Kameras überwacht, Tendenz steigend. Sogar eine Schule im Stadtteil Rath versucht mittels Kamera, der Zerstörungswut auf dem Schulhof Herr zu werden. Mit der Kameraüberwachung in der Altstadt am Bolker Stern nimmt Düsseldorf laut Polizeipräsident Herbert Schenkelberg indes in NRW eine „führende Stellung“ ein. In den nächsten Wochen soll weitere Technik installiert werden, so dass dann die komplette Bolker Straße unter Beobachtung steht.
Ähnlich arbeitet die Polizei in Mönchengladbach. Auch hier wird in der Altstadt versucht, mit Kameras aufzuklären oder abzuschrecken. Seit 2004 überwachen Kameras das Treiben rund um den Alten Markt. So konnte im Januar 2012 eine Massenschlägerei zwischen Mitgliedern der verfeindeten Rockergruppen Hells Angels und Bandidos gefilmt werden. Das Bildmaterial lieferte Hinweise, die bei den Ermittlungen verwendet wurden.
Erfolgreich ist auch ein Projekt in Remscheid. Hier lassen die Stadtwerke ihre Bushaltestelle „Blumeninsel“ am Willy-Brandt-Platz von Videokameras überwachen. Seitdem ist die Bushaltestelle von Schmierereien verschont geblieben.
In Wuppertal gibt es im Stadtgebiet keine einzige Kamera auf öffentlichen Plätzen. Der Grund ist der Sparzwang. Laut Stadt fehlt das Geld für das Personal. Alle Schwebebahnstationen der Stadtwerke haben aber bis zu zehn Kameras, auch in Bussen werden sie seit 2002 eingebaut. Nach Aussagen der Stadtwerke soll sich die Zahl der Schäden durch mutwillige Zerstörungen wegen der Technik halbiert haben.
In Kassenräumen von Banken und Sparkassen und in den Eingängen von Spielcasinos und Spielhallen sind Kameras gesetzlich vorgeschrieben. Aber auch im Einzelhandel wird kontrolliert. Aufsehen erregte beispielsweise 2010 eine Ratinger Bäckerei, die in den Verkaufsräumen von Hauptgeschäft und Filiale mehrere Kameras installierte. Mitarbeiter fühlten sich kontrolliert, die Kunden über die Überwachung schlecht informiert.