Ballermänner am Flussufer

Der Sommer macht’s möglich: Gefeiert und getrunken wird im Freien — das Ergebnis sind tonnenweise Müll und gewaltige Kosten.

Düsseldorf/München. Temperaturen von fast 40 Grad, Sonne satt und tropische Nächte. Wer da nicht so viel Zeit wie möglich an der frischen Luft verbracht hat, war selbst schuld. Dank des Wetters wurde in diesem Jahr wohl auch so viel draußen gefeiert wie selten zuvor; und das gern an den Flüssen der Städte. Unzählige feierfreudige Menschen verbrachten ihre Nächte draußen. Ganz besonders galt das für den Hamburger Elbstrand, den Rhein — und die Münchner Isar.

Seit ihrer mehr als 30 Millionen Euro teuren Renaturierung ist die Isar in München nämlich nicht nur tagsüber ein zweifelsohne wunderschönes Naherholungsgebiet, auch in der Nacht ist dort viel los. Hunderte, Tausende, grillen dort abends, trinken und machen ein Lagerfeuer.

Vom „Ballermann am Isarstrand“ ist da schon die Rede. Tatsächlich wächst die Zahl derjenigen, die dort nicht nur gemütlich grillen und Bier trinken, sondern richtig feiern oder sich die Zeit mit lautstarken Party-Spielchen vertreiben. „Flunkyball“, ein Spiel mit zwei Mannschaften, Ball und Bier, ist inzwischen fast überall angekommen. Zum Leidwesen von Anwohnern und Spaziergängern.

Denn diese Entwicklung macht nicht nur Spaß. 100 Tonnen Müll fielen vergangenes Jahr an der rund 14 Kilometer langen Stadt-Isar an. Wie viel es in diesem Jahr wird, kann das zuständige Baureferat noch nicht sagen. Die Grill- und Badesaison sei ja schließlich noch nicht vorbei.

„Das Problem ist, dass mittlerweile überall an der Isar gefeiert wird“, sagt Christian Hierneis, der Vorsitzende der Kreisgruppe München des Bundes Naturschutz. Und der Müll landet nicht nur in den vorgesehenen, überdimensionalen Behältern. „Es ist schon klar, dass man mit 2,8 Promille im Kopf keinen Mülleimer mehr trifft.“ Die Leidtragenden seien nicht nur von Lärm und Grillgeruch geplagte Anwohner, sondern vor allem Flora und Fauna.

Auch am Rhein, in Köln, Düsseldorf oder Mainz stiegen mit den Temperaturen auch die Müllberge. Ein Beispiel: In Düsseldorf geht das Umweltamt der Stadt allein am Rheinufer von etwa 100 Tonnen Abfall pro Saison aus — mit Glück landet ein Großteil in saisonalen Mülleimern und nicht im Fluss. Für die Reinigung des Ufers und die Leerungen der Müllbehälter rechnet die Stadt mit Kosten zwischen 250 000 und 300 000 Euro.

Ein Blick nach Berlin könnte helfen: Dort hat die fünf Hektar große Grillfläche auf dem Tempelhofer Feld den Sommer laut dem Parkmanager ohne größere Müllprobleme überstanden. Der Grund: ein ausgeklügeltes Müll-Management mit schneller Entsorgung und extra großen Tonnen. Im vergangenen Jahr seien auf dem Gelände 1800 Tonnen mit rund 2,2 Millionen Litern Müll entsorgt worden.