Barack Obama urlaubt auf einer Prominenten-Insel – und sorgt für Kritik
Der Präsident muss auch in den Ferien auf sein Image achten. Daher ist sein Umfeld bemüht, ihn nicht als Faulenzer erscheinen zu lassen.
Washington. Keine Entscheidung des Präsidenten bleibt unkommentiert, nicht einmal die Wahl des Urlaubsorts. Vorbei sind die Zeiten, zu denen sich ein Präsident der USA unbemerkt aus dem Weißen Haus davonstehlen konnte, um sich in sommerlicher Abgeschiedenheit von den Zumutungen des Regierens zu erholen. Denn inzwischen ist auch die Freizeit Politik - und Politik bedeutet eben auch, dass Kritiker nach Angriffsflächen suchen.
Die Wähler schätzen an ihren Präsidenten den Nachweis von Tatkraft, nicht das Eingeständnis von Erholungsbedürftigkeit. Barack Obama etwa hat sich für diese Woche mit seiner Familie auf die Promi-Insel Martha’s Vine-yard zurückgezogen und muss wie viele seiner Vorgänger feststellen, dass ein US-Präsident beim Urlaub vieles falsch und wenig richtig machen kann.
Obamas Urlaub an einem Tummelplatz der Reichen und Prominenten an der Ostküste sei ein falsches Signal in Zeiten hoher Arbeitslosigkeit, monieren Kritiker. Andere nehmen Anstoß daran, dass die First Family nicht ihren ganzen Sommerurlaub an der Golfküste verbringt, die wegen der Ölpest unter Besucherschwund leidet.
An der Freizeitgestaltung der US-Präsidenten lässt sich ablesen, wie sehr sich die Anforderungen des Amts im Laufe der Zeit gewandelt haben. Der legendäre Präsident Abraham Lincoln konnte sich noch erlauben, ein Viertel seiner Amtszeit in einem Landhaus im grünen Hügelland vor Washington zu verbringen. Franklin D. Roosevelt ließ sich weder von der Depression noch vom Zweiten Weltkrieg von seinen geliebten Angeltouren abhalten.
Nach dem Weltkrieg gerieten urlaubende US-Präsidenten zunehmend unter Rechtfertigungszwang. DwightD.Eisenhower etwa wurde für seine Golf-Exkursionen gerügt. LyndonB.Johnson, Ronald Reagan und George W.Bush mussten sich bösen Spotts über die häufigen Abstecher auf ihre Ranches erwehren.
Obamas Umfeld ist deshalb bemüht, den Präsidenten keineswegs als Ferienfaulenzer erscheinen zu lassen. "Der Präsident wird sich ein wenig Zeit nehmen, seine Batterien wieder aufzuladen", warb Obamas Sprecher Bill Burton um Verständnis - und schob hinterher: "Wenn man über einen Urlaub des Präsidenten spricht, muss man das Wort ,Urlaub’ natürlich in Anführungszeichen setzen, weil er jeden Tag Arbeit zu erledigen hat."
Der Öffentlichkeit zeigte sich Obama bisher beim Besuch einer Buchhandlung. Ausgiebig Zeit verbringt der Präsident zudem auf dem Golfplatz. Darin unterscheidet er sich von seinem Vorgänger George W. Bush, der das Golfspiel während des Irak-Kriegs aus Imagegründen aufgegeben hatte.