„Battle of the Year“: Szenetreff der Breakdancer

Essen (dpa) — Im Backstage-Bereich der Essener Grugahalle wärmt sich gerade die „Taoyuan City Top Coalition“ aus Taiwan auf. Team-Kapitän Lee Yi Fu, Tanzname „Dragon“, entschuldigt sich für seinen Jetlag.

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Hinter ihm und seinem Team liegt ein zwölfstündiger Flug.

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„Viele von den Jüngeren sind das erste Mal in Deutschland“, sagt er. Später wird die Crew aus Taiwan in einem tänzerischen Wettstreit gegen elf weitere Teams aus der ganzen Welt antreten. Vier weitere Gruppen aus Afrika haben es aufgrund von Visa-Problemen nicht zum „Battle of the Year“ am Samstag nach Essen geschafft.

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Das „Battle of the Year“ gibt es bereits seit 1990. Heute gehört es zu den größten und traditionsreichsten internationalen Breakdance-Veranstaltungen der Welt. Nach dem Abebben der großen Breakdance-Welle in Deutschland in den 1980er Jahren habe man der Szene durch regelmäßige Veranstaltungen weiterhin eine Plattform geben wollen, erklärt Mitveranstalter Mario Roth. „Wir hätten uns aber nie erträumt, dass das Ganze einmal so groß wird.“

Zum diesjährigen Finale des „Battle of the Year“ zog es einige Tausend Besucher in die Essener Grugahalle. Zwölf Tanzgruppen aus der ganzen Welt flogen teilweise schon mehrere Tage vor Veranstaltungsbeginn ein - darunter Teams aus China und Japan. Manch einer nahm dabei noch ganz andere Reisestrapazen auf sich: „Die Weißrussen haben sich beispielsweise in drei Neunsitzer gesetzt und sind einfach mit dem Bus angereist“, erzählt Roth.

Der Hauptantrieb für die meisten sei dabei nicht das Preisgeld von 2000 Euro sondern die Aufmerksamkeit, die ein BOTY-Gewinner innerhalb der Szene erhält. Ein Titelgewinn könne Türen zu hochkulturellen oder klassischen Tanzveranstaltungen oder auch für Werbeverträge öffnen, erläutert Roth. „In Korea werben unsere Gewinner heute teilweise für Erfrischungsgetränke“, erzählt er. „Wir wollen den Leuten aufzeigen, wie sie mit dem Tanzen ihren Lebensunterhalt verdienen können.“

Als der Breakdance in den 1970er Jahren auf den Straßen der New Yorker South Bronx entstand, dachte daran noch niemand. Eng verwoben mit der damals aufkommenden Hip-Hop-Kultur habe sich der Tanzstil aus Versatzstücken von Jazz, Blues, R'n'B, Funk und Rock als Straßenkultur entwickelt, erklärt Eva Kimminich von der Universität Potsdam. „Anfang der 80er kam der Trend dann über Tanzfilme nach Europa“, schildert Kimminich.

Schnell seien die Grundlagen der Tanzform in den einzelnen Ländern mit den jeweiligen kulturellen Eigenarten gekoppelt worden. „Es geht darum, die Basics zu beherrschen und dann seinen eigenen Stil zu entwickeln“, erklärt Kimminich. Trotz eines klaren Professionalisierungstrends empfindet sie Wettkämpfe wie das „Battle of the Year“ als Bereicherung für die Szene. „Ich glaube nicht, dass es dabei für irgendjemanden nur um den Sport geht. Die Kultur ist Teil der Identität.“

Breakdance-Legende MC Trix, der am Samstagabend das „Battle of the Year“ moderierte, bringt es so auf den Punkt: „Eine Veranstaltung wie heute zeigt nur, wie groß Hip-Hop mittlerweile ist!“ Dass am Ende das japanische Team „The Floorriorz“ das Finale gewinnt, ist nur Randnotiz eines bunt durchmischten und international vernetzten Szenetreffs.