Beckham muss nicht mal kicken
Vermarktung: Der neue Medienstar der USA hatte endlich den ersten Fußball-Einsatz: Er stand 18 Minuten auf dem Platz.
Washington/Los Angeles. Noch länger wollte David Beckham seine ungeduldigen Fans nicht auf die Folter spannen. Trotz seiner hartnäckigen Knöchelverletzung gab der britische Fußballstar in der amerikanischen Hauptstadt Washington D.C. sein Debut in der amerikanischen Profiliga "MLS".
Zähneknirschend ließ sich der neue Millionen-Dollar- Mann in der 72. Minute einwechseln und zeigte pflichtgemäß einige ordentliche Freistöße und saubere Vorlagen. Doch zum Sieg hat er seiner Mannschaft nicht verholfen. Die Los Angeles Galaxy unterlagen gegen D.C. United, den dreifachen US-Meister aus Washington, mit 1:0.
Doch die meisten Zuschauer wissen von Fußball nicht allzu viel, weshalb sie auch das Ergebnis nicht sonderlich interessierte. Sie wollten den neuen Megastar laufen sehen, der mehr Aufsehen verursacht als die Beatles vor 40 Jahren oder ein Besuch der Queen. Denn für die Amerikaner gehört Fußball zu den bizarren Randsportarten: Wie kann ein Sport, in dem kaum Tore fallen, in dem Spiele häufig unentschieden ausgehen und in dem es zwischen Spielzügen keine Werbepausen gibt, in denen man sich kaltes Bier oder Popcorn holen kann - wie kann diese Beschäftigung im Rest der Welt nur auf solch helle Begeisterung stoßen?
Folglich treten die Profikicker in der Regel in halbleeren und alten Stadien an, die für traditionelle US-Disziplinen wie Baseball und Football längst ausgemustert sind. Dem Desinteresse soll der wohl prominenteste Kicker auf dem Erdball mit Hilfe seiner glamourösen Ehefrau Victoria Abhilfe schaffen. Das Ehepaar enttäuschte die Erwartungen nicht und stieg flugs zum neuen Liebling der Klatschpresse auf.
Das lässt auch die Politiker aufhorchen. Vor Beckhams Spiel in Washington wollten sich diverse Abgeordnete und Senatoren mit ihm für ein Foto aufstellen. Selbst US-Präsident George W. Bush, ein leidenschaftlicher Baseball-Fan, hatte vor, Beckham für eine fünfzehnminütige Audienz zu empfangen. Das Vieraugengespräch scheiterte letztlich an den Terminen des Präsidenten, der sich schließlich auch mit anderen Themen wie dem Irakkrieg und der Krise an den US-Kreditmärkten zu befassen hat.
Dem Rummel um Beckham in den Hauptstadt-Medien tat das keinen Abbruch. Auch deshalb erlebten die vielen neuen Fußballfreunde an diesem schrecklich schwülen Nachmittag ein heilloses Verkehrschaos in Washington. Denn das Robert F. Kennedy Stadion, in dem D.C. United normalerweise vor knapp zehntausend Fans antritt, war seit Wochen restlos ausverkauft.
Auch wenn gar nicht sicher war, dass Beckham spielen würde, die Zuschauer wollten einen Blick auf einen Weltstar erhaschen, der für seine Mannschaft in Spanien nicht mehr gut genug war, aber in Amerika wegen seiner Werbetauglichkeit zehn Mal so viel verdient wie sämtliche US-Profikicker zusammen.
Einkommen Das Durchschnittsgehalt eines Fußballspielers in der amerikanischen Profiliga Major League of Soccer (MLS) liegt bei umgerechnet 32 000 Euro. Die Bezüge von Superstar David Beckham hingegen werden inklusive Werbeeinnahmen auf 250 Millionen Dollar, umgerechnet etwa 180 Millionen Euro geschätzt. Damit verdient Beckham mehr als alle anderen MLS Kicker zusammen.
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