Waldbrände: "Hauptsache, wir leben noch"
Familie Pallat ist nach den schweren Bränden auf Teneriffa nichts geblieben. Das Feuer rollte wie eine Walze über ihr Dorf.
Teneriffa. "Wir leben", sagt Christine Pallat mit Tränen in den Augen. Das sei das Wichtigste. Auch wenn sie nun ganz von vorne anfangen müssten. Sie reibt sich die Asche aus dem Gesicht, die vom Wind herbeigewirbelt wird.
Die Deutsche Christine, der Spanier Riquelme und ihr zweijähriger Sohn sind um Haaresbreite der Feuerhölle auf der Ferieninsel Teneriffa entkommen. Von ihrem urigen Wohnhaus aus Naturstein und Holz blieb nur eine verkohlte Ruine. Umgeben von einer bizarren Friedhofslandschaft aus verbrannten Pinien, Palmen und Kakteen. Einige Stumpfe qualmen noch.
Auch wenn es bei Christine Pallat derzeit aussieht wie nach einem Krieg: Teneriffa hat den schlimmsten und größten Waldbrand seiner Geschichte besser überlebt, als zunächst gedacht. Die Insel ist nicht abgebrannt, auch wenn es auf dramatischen Bildern so wirkte, auf denen ganze Bergketten von dem Feuer vertilgt wurden. Während im Norden beinahe die Welt unterging, sonnten sich im Süden die Urlauber am Atlantik. "Das Feuer hat weder den Flughafen noch die touristischen Zonen betroffen", sagt die Tourismusbehörde.
Das Großfeuer, das durch den Pinienwald im Norden und Westen des spanischen Urlaubsparadieses raste, blieb im Hinterland. Hunderte Brandbekämpfer konnten es daran hindern, ein Dutzend Orte zu verschlingen. Nur ausgerechnet in Masca, jenem berühmten Teneriffa-Dorf, das jährlich 800 000 Ausflügler anzieht, waren die Helfer machtlos. Die Flammenwalze überrollte die Bergoase, ließ Palmen wie Fackeln glühen, machte auch vor dem Wohnhaus von Christine und Riquelme nicht halt.
"Das war die Hölle", sagt Christine. "Wir sahen plötzlich dunkle Rauchwolken über den Bergen. Wie ein Atombombenpilz." Heftige Böen trieben die Flammenwand an. Wenig später mussten sie fliehen. "Das Feuer stand schon vor der Tür." Als die Feuerattacke zwei Tage später vorbei war, fand die Familie von ihrem Landhaus nur noch Trümmer. Launisch sei das Brandungeheuer gewesen, es fraß im Masca-Tal sechs Berghäuser, tötete Ziegen und Hühner, ruinierte Plantagen und Äcker.
Ausmaß Gut ein Viertel der Wälder Teneriffas, die im Norden und Westen den 3718 Meter hohen Teide-Vulkan umgrenzen, verbrannten. Bis zu 15 000 Hektar Kakteen-, Busch- und Baumland sind Schätzungen zufolge von Brandschäden betroffen.
Menschen 14 000 Menschen wurden vorübergehend evakuiert. "Es ist ein wahres Wunder, dass es keine Toten gab", sagt Rot-Kreuz-Koordinator Austin Taylor.