Interview Bernhard Hoëcker: „Die Menschen denken, ich wüsste alles“

Comedian Bernhard Hoëcker über Besserwisser, das Jubiläum der Rateshow „Wer weiß denn sowas?“ und die Kokosnuss auf dem Schreibtisch von John F. Kennedy.

Am Donnerstag läuft die 250. Sendung von "Wer weiß denn so etwas?" Bernhard Hoëcker ist einer der klugen Köpfe.

Foto: Morris Mac Matzen

Bonn. Er ist der Schlaumeier vom Dienst im deutschen Fernsehen: Der Comedian Bernhard Hoëcker, dessen umfassende Allgemeinbildung nahezu legendär ist. In der Quizshow „Wer weiß denn sowas?“ tritt der populäre Spaßmacher montags bis freitags gegen seinen Herausforderer Elton an, um gemeinsam mit prominenten Gästen knifflige Fragen zu beantworten. Jetzt feiert das von Kai Pflaume moderierte Wissensspiel Jubiläum: Am Donnerstag läuft in der ARD die 250. Folge des Erfolgsformats, das oft mehr als drei Millionen Zuschauer lockt.

Herr Hoëcker, Sie sind festes Ratemitglied der Show „Wer weiß denn sowas?“, in der es um kurioses Wissen geht. Jetzt läuft die 250. Folge. Was war das Spannendste, das Sie bislang gelernt haben?

Bernhard Hoëcker: Es waren schon viele abgefahrene Sachen dabei. Zum Beispiel habe ich daheim in meiner Küche beim letzten Einfrieren das Gefriergut in einer Tüte in ein Wasserbad getaucht, weil ich gelernt habe, dass man auf diese Art am besten die Luft rauskriegt, und das ist gut fürs Einfrieren. Außerdem habe ich erfahren, dass auf John F. Kennedys Schreibtisch immer eine Kokosnuss stand.

Und warum stand die Kokonuss dort?

Hoëcker: Im Pazifikkrieg war Kennedy 1943 als Kapitän eines Kriegsschiffs auf einer Insel gestrandet. Er ritzte in die Kokosnuss eine Hilfsbotschaft, die von Einheimischen zum nächsten amerikanischen Schnellboot gebracht wurde — dessen Besatzung hat Kennedy und seine Mannschaft gerettet. Davon hatte ich vorher noch nie gehört.

Werden Sie oft von Fans auf die Show angesprochen? Die Sendung ist ja sehr beliebt und eilt von Rekord zu Rekord.

Hoëcker: Ja, ich werde auf der Straße total oft angesprochen. Manchmal sind Leute dabei, die mir noch mal etwas erklären wollen und sich wundern, wenn ich in der Sendung irgendetwas nicht wusste, weil die Menschen denken, ich wüsste alles.

Sie genießen den Ruf eines Vielwissers — oder soll man sagen: Besserwisser?

Hoëcker: Das Wort ist zwar negativ besetzt, aber ich muss an dieser Stelle mal eine Lanze für die Besserwisser brechen. Wenn jemand etwas besser weiß als ich und es für sich behält, dann habe ich ja nichts davon. Nur wenn er es mir mitteilt, weiß ich es danach ebenfalls. Und ich muss wirklich sagen, dass ich Wissen und Wissenschaft liebe.

Welche Themen interessieren Sie zurzeit am meisten?

Hoëcker: Im Moment habe ich großen Spaß an Geschichte und höre Podcasts über historische Ereignisse. Da habe ich zum Beispiel mal etwas gehört über den Menschen, der den Blitzableiter erfunden hat, Benjamin Franklin, und der war auch Präsident der USA. Das ist schon eine sehr lustige Kombination. Ehrlich gesagt hatte ich die ursprünglich für zwei verschiedene Personen gehalten.

Gibt es Themen, für die Sie sich nicht erwärmen können?

Hoëcker: Einige. Klatsch und Tratsch, Königshäuser, Film, Sport — ob Bayern München in den 50er Jahren irgendwas gewonnen hat, das halte ich für sowas von irrelevant, da fehlen mir die Worte. Auch für Kunst und Literatur kann ich mich nur bedingt erwärmen. Wenn Leute es schaffen, mir das zu erklären, finde ich es durchaus spannend — ich war neulich zum Beispiel im Hermann-Hesse-Haus im Nordschwarzwald, das hat total Spaß gemacht. Aber als ich daraufhin versucht habe, Hesses Roman „Der Steppenwolf“ zu lesen, habe ich nach drei Seiten aufgegeben.

Stimmt es, dass Sie alle Hauptstädte der Welt auswendig können?

Hoëcker: Das konnte ich vor ein paar Jahren, aber jetzt nicht mehr. Ich kriege noch einige Hauptstädte hin, aber bei weitem nicht mehr alle. Sowas lebt ja auch von der Wiederholung — damals bin ich vor dem Einschlafen in Gedanken etwa die Länder Nordafrikas durchgegangen oder die amerikanischen Bundesstaaten. Aber das könnte man sich natürlich leicht wieder aneignen.

Wie merken Sie sich eigentlich Dinge?

Hoëcker: Der Mensch merkt sich Geschichten und Bilder viel besser als einzelne Fakten. Deshalb bastle ich mir Sachen zusammen. Zum Beispiel dass der Eiffelturm so aussieht wie das Gerüst der Freiheitsstatue, und dann weiß ich, dass beide etwa aus derselben Zeit stammen. Und ich habe die Ziffern von 1 bis 100 mit Gegenständen besetzt, um mir Zahlen besser merken zu können, und daraus bastle ich Bilder und Geschichten. Ich baue mir da also extreme Eselsbrücken.

Haben Sie zuhause eine Bibliothek voller Lexika?

Hoëcker: Ich habe keine Bibliothek daheim, denn ich habe sehr gerne freie Wände. Das gibt mir das Gefühl von Platz. Ich habe manche Dinge digital als E-Books, oder ich google Sachen, die mich interessieren. Wenn ich etwa ein Geschichtsereignis habe und es geht um eine Schlacht, dann lese ich mir das online durch. Es gibt auch eine Metalband, die historische Ereignisse besingt und die ich gerne höre, und dann gucke ich mir dazu den Wikipedia-Artikel an. Da bleiben natürlich beim Lesen nicht alle Sachen hängen, meistens nur die, die bekloppt sind.