Besuch: Ein Lächeln von der Königin
Schwedens Monarchin Silvia lässt sich von Pannen nicht beirren und eröffnet in Köln eine Demenz-Station.
Köln. Mit eiserner Selbstbeherrschung hat Schwedens Königin Silvia am Samstag bei ihrem Köln-Besuch über eine Serie von Pannen hinweg gelächelt.
Die gebürtige Deutsche war in die Domstadt geflogen, um eine Demenzstation im Hildegardis-Krankenhaus der Malteser zu eröffnen. Doch Majestät kam zu spät: Ihr Tross von vier schwarzen Volvos hatte die Kölner Uni-Klinik angefahren. Dort aber hatte niemand mit der 65-jährigen Königin gerechnet.
So mussten die Hildegardis-Mitarbeiter und die Prominenz - darunter Kölns Oberbürgermeister Fritz Schramma (siehe Kasten) und Lindenstraßen-Star Marie-Luise Marjan alias "Mutter Beimer" - 17 Minuten warten.
Die schwedische Herrscherin entschuldigte sich charmant: "Wir sind mit einem fabelhaften GPS in der falschen Klinik gelandet. Man kann der Technik nicht immer trauen." Zu allem Unglück war vor dem Krankenhaus auch noch die Schweden-Flagge falsch herum aufgehängt worden - mit dem Kreuz nach unten. Silvia sah darüber mit einem Lächeln hinweg.
Die Einweihung der Krankenstation für Demenz-Patienten nach dem Modell ihrer Stiftung "Silviahemmet" ("Silvia-Heim") war ein Herzensanliegen. Die Königin forderte in ihrer Ansprache mehr Hilfe für Demenzerkrankte und deren Angehörige: "Es hat mich sehr getroffen, als ich meine Mutter so sah." Ihre 1997 gestorbene Mutter Alice Sommerlath war ebenfalls an Demenz erkrankt.
"Wir haben alle eine große Verantwortung zu tragen", sagte die Monarchin. Sie selbst hatte mit ansehen müssen, wie schlecht ausgebildetes Personal mit ihrer Mutter umgegangen ist. In ihrer Einrichtung wird daher qualifiziertes Pflegepersonal ausgebildet.
"Silviahemmet" erforscht die bislang unheilbare Krankheit und hat einen eigenen Pflegeansatz entwickelt, bei dem die Lebensqualität des Patienten und seiner Angehörigen im Vordergrund steht. Die "Station Silvia" am Kölner Hildegardis-Krankenhaus ist die erste Demenz-Station nach dem "Silviahemmet"-Prinzip in Deutschland. "Wir wollen zeigen, dass Leben in jeder Phase und in jedem Moment lebenswert ist", sagte der geschäftsführende Präsident des Malteser Hilfsdienstes, Johannes Freiherr Heeremann.
Der Tagesablauf der Patienten auf der neuen Station unterscheidet sich vom durchstrukturierten Krankenhaustag. Es gibt einen gemeinsamen Essraum, und die Angehörigen werden in die Betreuung einbezogen. Königin Silvia sprach mit Patienten und Mitarbeitern der Station. Zur feierlichen Segnung waren zahlreiche Adlige in das Krankenhaus gekommen. OB Schramma überreichte der Königin zum Abschied eine Flasche Eau de Cologne.
In Deutschland leiden rund 1,5 Millionen Männer und Frauen an Demenz, die meisten davon an Alzheimer. Experten schätzen, dass sich die Zahl der Patienten wegen der Zunahme der Lebenserwartung in den nächsten 40Jahren verdoppeln wird. Das berichteten die Deutsche Alzheimer Gesellschaft und die Deutsche Gesellschaft für Gerontopsychiatrie und -psychotherapie (DGGPP). Typisch für Demenzpatienten sind Vergesslichkeit und Aggressivität.