Bewegende Gedenkfeier für Opfer des Zugunglücks
Halberstadt (dpa) - Mit einer bewegenden Trauerfeier und unter großer Anteilnahme der Bevölkerung ist in Halberstadt der Opfer des Zugunglücks von Sachsen-Anhalt gedacht worden. Rund 800 Menschen waren in den Dom der Harzstadt gekommen, um an die zehn Toten der Tragödie zu erinnern.
Zu der Zeremonie kamen Angehörige, Politiker und Kirchenvertreter. Auch Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) und Bahnchef Rüdiger Grube befanden sich unter den Trauernden.
Eine Woche zuvor waren in der Nähe des Bahnhofes Hordorf in der Magdeburger Börde ein Güterzug und ein Zug des Privatunternehmens Harz-Elbe-Express frontal zusammengestoßen. Zehn Menschen starben, 23 wurden teils schwer verletzt. Der größte Teil der Opfer stammte aus der Region im Vorharz.
Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Wolfgang Böhmer (CDU) dankte allen, die an dem Unglückstag geholfen und Trost gespendet hatten. „Wir trauern gemeinsam um die Toten. Unser Beileid gilt ihren Angehörigen, die noch fassungslos sind angesichts des großen Verlustes, den sie erleiden mussten.“ Er dankte auch den mehr als 300 Rettungs- und anderen Einsatzkräften für ihre schnelle und professionelle Hilfe. Dabei wandte er sich auch an die Einwohner von Hordorf, die als erste am Unglücksort waren. „Hordorf ist ein Ort gelebter Mitmenschlichkeit.“
Die Landesbischöfin der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland Ilse Junkermann und der katholische Bischof des Bistums Magdeburg Gerhard Feige sprachen den Angehörigen Trost zu. Feige schloss in seine Fürsprache auch den Lokführer des Güterzuges ein.
Nach den bisherigen Untersuchungen hatte dieser zwei Haltesignale nicht beachtet und damit das Unglück ausgelöst. Gegen ihn ermittelt die Staatsanwaltschaft unter anderem wegen des Verdachtes der fahrlässigen Tötung.
Die Gefahren der Unfallstrecke von Magdeburg nach Halberstadt waren der Deutschen Bahn nach einem Bericht des Nachrichtenmagazins „Der Spiegel“ seit mehr als zehn Jahren bekannt. Demnach soll sich die Bahn bereits vor zehn Jahren verpflichtet haben, rund 11 500 Schienenkilometer im Osten mit der sogenannten punktförmigen Zugbeeinflussung (PZB) auszurüsten. Das PZB-Programm sei aber „versandet“. Mit diesem Sicherheitssystem werden Züge, die Haltesignale überfahren, automatisch gestoppt.
Die Deutsche Bahn AG wies den Bericht zurück. Die Bahn habe seit Ende der 90er Jahre mehrere Tausend Streckenkilometer vor allem in den neuen Bundesländern mit der PZB ausgerüstet, sagte ein Sprecher des Unternehmens am Samstag. Das Streckennetz der Deutschen Bahn entspreche damit vollständig den gesetzlichen Anforderungen. Auf der Unglückstrecke ist das System nicht vorgeschrieben, weil die zulässige Höchstgeschwindigkeit 100 Kilometer pro Stunde nicht übersteigt.
Auch Ramsauer hatte in einem Gespräch mit der „Mitteldeutschen Zeitung“ Vorwürfe gegen die Deutsche Bahn zurückgewiesen. Das Unglück gehe nicht auf das Versagen der Deutschen Bahn zurück, erklärte Ramsauer. Hätte der Güterzug nicht - wie es scheine - die Haltesignale überfahren und wäre er dem Aufruf zum Nothalt gefolgt, wäre dieser Unfall nicht passiert, betonte der Minister.