Bibbern ohne Ende: Schnee und sibirische Kälte im Norden

Hamburg/Chemnitz (dpa) - Ohne Handschuhe, Schal und Mütze geht fast niemand aus dem Haus: Kurz nach dem kalendarischen Frühlingsanfang herrschte in weiten Teilen Deutschlands tiefster Winter.

Vor allem im Norden blieb es frostig. Die Temperaturen lagen nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes in der Nacht zum Samstag in Lübeck-Blankensee bei minus 9 Grad, in Hamburg-Fuhlsbüttel bei minus 7 Grad und an der Mecklenburgischen Seenplatte teilweise unter minus 10 Grad. Hoteliers und Liftbetreiber freuten sich aber über das frostige Wetter: Zahlreiche Wintersportfans strömten zu den Ski-Hängen der Mittelgebirge.

In Norddeutschland blieben mehrere Autos nach Angaben der Polizei im Schnee stecken oder rutschten in Gräben. Auf der Zugstrecke bei Eckernförde in Schleswig-Holstein blieb ein Triebwagen, der zunächst eine technische Panne hatte, beim Abschleppen mit einer anderen Lokomotive im Schnee stecken. Erst nachdem Hilfskräfte den Schnee geräumt hatten, konnte der Zug mit drei Fahrgästen weiterfahren, wie ein Sprecher der Bundespolizei sagte. Starker Ostwind trieb an der Nordseeküste sowie auf den Nordfriesischen Inseln und Halligen das Wasser aus den Häfen und brachte damit die Fahrpläne der Fähren durcheinander.

Während die Menschen in Berlin am Samstag bei klirrendem Frost und minus 7 Grad zitterten, waren die Tagestemperaturen sogar in einigen Städten Sibiriens milder: In Omsk zum Beispiel registrierte der Deutsche Wetterdienst um 10.00 Uhr Mitteleuropäischer Zeit (MEZ) minus 4 Grad. In nahezu ganz Sibirien liegt die mittlere Jahrestemperatur unter null, im Nordosten sogar bei minus 18 Grad.

Deutsche Wintersportfans können sich über den frostigen Frühling freuen: Ski alpin, Langlauf und Rodeln stehen im Harz weiter auf dem Programm. Auch auf dem Erbeskopf, dem höchsten Berg von Rheinland-Pfalz, sind weiterhin Skifahrer und Rodler unterwegs. An den Ski-Hängen und auf den Loipen von Erzgebirge und Vogtland erwarten Hoteliers und Liftbetreiber an diesem Wochenende und zu Ostern noch einmal viele Wintersportfans. „Danach ist die Luft raus“, sagte Christian Günther von der Gästeinformation der Stadt Oberwiesenthal am Samstag. Schon jetzt sei deutlich zu spüren, dass die Leute wintermüde sind.

Ein durchgreifender Wetterumschwung ist in Norddeutschland zunächst nicht in Sicht. „Es bleibt mindestens die nächsten drei Tage fast genauso“, sagte Meteorologe Rudolf Eissing. Tagsüber steigen die Temperaturen nicht über den Gefrierpunkt, nachts liegen sie bei minus 5 bis minus 10 Grad. An der Ostsee von Ostholstein über den Darß bis nach Rügen können immer wieder Schneeschauer durchziehen. „Der relativ starke Ostwind macht das Ganze noch unangenehmer“, fügte Eissing hinzu. „Von Frühling ist da noch nichts zu sehen.“ Immerhin soll verbreitet die Sonne scheinen.

Auch für Ostern machte Eissing wenig Hoffnung auf Frühling im Norden. Das Hochdruckgebiet über Skandinavien werde in der kommenden Woche zwar von einem Tief abgelöst. Aber: „Das saugt kalte Meeresluft aus dem Raum Spitzbergen an.“ Schon Karfreitag werde das Tief auch über Norddeutschland hinwegziehen. Es sei mit weiterhin kalter, aber feuchterer Witterung zu rechnen. Bei nur wenigen Graden über null am Tage und leichtem Frost in der Nacht sei mit Schneeregen zu rechnen. „So richtig toll wird das nicht.“ Besuchern der Osterfeuer gab der Meteorologe den Tipp: „Da muss man zusätzlich Glühwein trinken.“