Mathias Richling: Schwäbischer Schnell-Schwätzer
Kabarettist Mathias Richling ist bissig und manchmal zynisch — und nie politisch korrekt. Am Sonntag wird er 60.
Stuttgart. Hibbelig ist er, scharfzüngig vor allem, spöttisch, zynisch und bissig. Sein Markenzeichen: verhaspelte Sätze. Seine Spezialität: Politikerparodien. Mathias Richling — der Schwabe mit den vielen Gesichtern — hat sogar schon den Papst hochgenommen, genauso wie diverse Bundespräsidenten oder Kanzler. Am Sonntag feiert der Kabarettist seinen 60. Geburtstag. Wobei ihm sein Alter im Grunde völlig egal ist, wie er betont: „Das ist doch müßig. Ich denke darüber nicht nach.“
Als „immer politisch, nie korrekt“ ist Richling mal bezeichnet worden. Er selbst würde das sicher gerne so stehen lassen. Mit „Jetzt schlägt’s Richling“, dem „Scheibenwischer“ und dem „Satire Gipfel“ ist Richling seit Jahrzehnten bundesweit auf dem Bildschirm präsent, allmonatlich bleibt er es mit der SWR-Sendung „Studio Richling“.
Als Angela Merkel, als Horst Köhler, als Albert Einstein, als Helmut Schmidt — seine Parodien erfreuen sich auch auf der Video-Plattform Youtube größter Beliebtheit. Richlings neueste Paraderolle: Winfried Kretschmann, Deutschlands erster grüner Ministerpräsident. Er habe den Schwaben ein neues Image gegeben. „Wir gelten jetzt als modern und innovativ. Das ist doch wunderbar“, sagt Richling. „Als Schwabe bin ich froh darüber, dass man uns im Rest der Republik nicht mehr nur auf Spätzle und Kehrwoche reduziert.“
Schon in der Schulzeit fällt Richling, Sohn eines Ingenieurs, durch kabarettistische Leistungen auf. Etwa durch Parodien seiner Lehrer — vermutlich ähnlich scharfsinnig wie heute. „Mit 20 habe ich mir mindestens so wenig gefallen lassen wie heute.“ Mit 16 schmeißt er auch schon als Alleinunterhalter diverse bunte Abende oder Betriebsfeiern.
Abitur macht Richling in Stuttgart, später studiert er unter anderem Literaturwissenschaften, Philosophie und Schauspiel. 1975 legt er die Schauspielprüfung ab, erhält erste Theaterengagements in Stuttgart. Sein erstes Soloprogramm kommt 1976. 1981 schließt er das Studium ab, mit einer Magisterarbeit über Karl Valentin.
Bundesweit macht sich Richling spätestens ab 2001 in der Stammbesetzung von Dieter Hildebrandts Satiremagazin „Scheibenwischer“ einen Namen. Nach dem Abschied Hildebrandts, des Ziehvaters aller Kabarettisten, übernimmt er mit Georg Schramm, Richard Rogler und Bruno Jonas das Format. Doch das Ganze endet im Streit, da Hildebrandt gegen Richlings Modernisierungspläne durch Comedians und Schauspieler klagt. Die weitere Verwendung des Titels „Scheibenwischer“ wird untersagt, Richling führt die Sendung als „Satire Gipfel“ bis Ende 2010 weiter.
Der schnell-schwätzige Richling ist mit seinen zahlreichen Soloprogrammen eine feste Größe im deutschsprachigen Polit-Kabarett.
Der Journalist und Kritiker Hellmuth Karasek beschrieb Richlings Erfolgsgeheimnis mal im „Spiegel“ als Zerrspiegel des Wahnsinns von einem, der „nicht mit souveräner Komik über den Dingen steht, sondern dauernd mit seinen Nerven am Ende ist, geistig unter die Räder kommt. Sein Bewusstsein zeigt die Einschlaglöcher, die der politische und gesellschaftliche Alltag bei uns hinterlassen müsste, wenn es mit rechten Dingen zuginge.“