Bildung: Laptop für Kinder aus aller Welt

Die Organisation OLPG möchte in der dritten Welt mit Computern Bildung vermitteln. Die eigens entwickelten PCs verbrauchen kaum Strom und sind preiswert.

<strong>Bremen. Sie sind klein, sie sind bunt - und ihr Geratter und Gebimmel strapaziert die Nerven der Eltern: Spielcomputer sollen Kinder im Vorkindergartenalter mit dem beliebtesten Erwachsenen-Spielzeug vertraut machen, doch sogar Pädagogen halten die kleinen Rattermaschinen nicht für Kreativität befördernde Dinge. Das Gerät der gemeinnützigen Organisation One Laptop per Child (OLPC) sieht so ähnlich aus, doch Zweck, Aufbau und Nutzen stehen im Gegensatz zu den Plastikmüll-Produkten. Das Ausbildungs-Projekt OLPC hat sich vorgenommen, Kinder in der ganzen Welt mit einem preisgünstigen Computer zu versorgen, um ihre Bildungschancen zu verbessern. Einer der Initiatoren ist Nicholas Negroponte, der als Professor an der MIT-Universität in Cambridge lehrt. Er hält Bildung für ein essentielles Lebensmittel und findet, dass der Laptop "bestehende Lernmethoden unterstützten, ergänzen und erweitern kann". Dazu entwickelte er mit den anderen Mitgliedern der Organisation einen Computer, der sich für den Einsatz in extremen Lebensumständen eignet: Das OLPC oder "100-Dollar-Laptop" genannte Gerät ist stoß- und regenfest, es hat ein Sichtfeld, das bei Sonnenschein noch den Desktop-Inhalt erkennen lässt, Lautsprecher und zusätzliche Tasten befinden sich an der Seite; unterhalb der "Hasenohren" genannten Seitenklappen befinden sich USB- und Audio-Anschlüsse. So lassen sich USB-Sticks und Drucker anschließen. Im Inneren werkelt ein Linux-Betriebssystem, außerdem sind alle installierten Programme Open-Source-Produkte, das heißt, sie sind lizenzfrei nutzbar.

Mit dem Gerät können Musikstücke komponiert werden

Die Benutzeroberfläche heißt Sugar (siehe Kasten), sie wurde auf Basis der Linux-Oberfläche GNOME speziell für Menschen entwickelt, die nicht lesen und schreiben können. Nach dem Start sieht der Nutzer Symbole, die er anklicken kann, so dass sie in den mittleren Kreis flutschen. Wird eine Mal-Palette angeklickt, startet ein Malprogramm. Eine Trommel symbolisiert das Musik-Programm: Damit lernen die Kinder, kleine Musikstücke zu komponieren. Ebenso gibt es ein Schreibprogramm, ein Programm zum Gestalten von Bildergeschichten und einige einfache Spiele.

Das Produkt hat einen sehr geringen Stromverbrauch

Kinder sollen das Gerät nutzen, um mit virtuellen Dingen umzugehen, deren reale Vorbilder sie nicht kennen. Dabei ist entscheidend, dass das OLPC nur knapp drei Watt Strom verbraucht - ein gewöhnlicher Durchschnitts-Laptop verschleudert rund zehnmal so viel Energie. Da es in vielen dörflichen Regionen Afrikas, Südasiens und Südamerikas keine oder eine eingeschränkte Stromversorgung gibt, lässt sich der OLPC mit einfachen Solarzellen oder per Muskelkraft im Pedalbetrieb aufladen. "Bildung verhindert Armut, der Laptop soll dazu beitragen, den Kindern eine Chance zu bieten", erklärt OLPG-Sprecher Negroponte. Das gelingt nur, wenn sich Menschen in reichen Ländern daran beteiligen, das Gerät zu finanzieren. Zunächst waren die Kosten mit 100 Dollar angegeben worden, doch jetzt kostet der OLPC 199,50 Dollar (ca. 150 Euro). Auf der Website können Interessierte für den doppelten Betrag ein Gerät kaufen und damit ein Gerät in der Dritten Welt sponsern. Damit kostet der OLPC den Bruchteil eines herkömmlichen Laptops, hat dafür nur einen 500-Megahertz-Prozessor, einen Flash-Speicher, ein DIN-A5-kleines Sichtfeld. Verkaufsstart ist am 12. November.

Das Programm

Sugar: Wer einen alten PC besitzt, kann ihn leicht zu einem Kinder-PC umrüsten. Dazu lädt er die kostenlose Live-CD des auf Linux basierenden OLPC-Betriebssystems herunter und installiert es auf seinem alten Rechner. Das Programmpaket gibt es etwa hier: http://olpc.download.redhat.com/olpc/streams/sdk/latest/livecd