Bloß kein Trikot - Fußball-Mode stilvoll kombinieren
Ulm (dpa/tmn) - Das muss sogar der größte Fußballfan zugeben: Fan-Mode ist nicht stilvoll. Die grellbunten Trikots passen nicht ins Büro. Modeexperten erklären, wie Bayern- und Dortmund-Fans ihre Liebe in den Tagen vor und nach dem CL-Finale dennoch zeigen können.
Fan-Outfits gehören ins Stadion. Doch: Selten schlagen die Fanherzen im deutschen Fußball höher als derzeit, selten ist die Aufregung so groß. Fans des FC Bayern München und von Borussia Dortmund wollen in den Tagen vor und nach dem ersten deutsch-deutschen Champions-League-Finale (25. Mai) auch im Alltag zeigen, auf welche Seite sie gehören. Das geht - denn stilvoll kombiniert ist Fanmode sogar etwas fürs Büro, sagt die Modeberaterin Sonja Grau aus Ulm.
Auch die Stilberaterin Ines Meyrose aus Hamburg sagt: „Ein Trikot geht nicht. Aber ich finde es in Ordnung, wenn ein Fan in einem T-Shirt in Vereinsfarben in das Büro kommt - vor allem, wenn alle wissen, sein Verein hat am vergangenen Tag besonders gut gespielt oder einen besonderen Sieg errungen.“ Das gelte natürlich auch für die Arbeitstage vor dem Spiel und sowieso für das Freizeit-Outfit. Grau rät eher zu einem schickeren Polo-Shirt mit Kragen. „Das Trikot ist wirklich nur etwas fürs Stadion oder die Kneipe.“
Stilberaterin Meyrose empfiehlt, darauf zu achten, dass der Shirtstoff aus Jersey oder Baumwolle und nicht aus glänzendem reinem Polyester besteht. „Und achten Sie auch darauf, dass der Rest des Outfits nicht zu stark nach Stadion aussieht.“ Eine Jeans sollte nicht ausgewaschen sein und wie häufig getragen wirken, sondern schick und am besten dunkelblau sein. „Tragen Sie keine Sneaker, sondern Anzugsschuhe.“ Gut im Büro kommt natürlich die Kombination des Shirts mit einem schwarzen Blazer oder Jackett.
Sonstige Devotionalien wie Hüte, Mützen oder Schals sind tabu. Es sei denn, es handelt sich um einen eher schickeren Schal, der wie ein Halstuch zum Anzug getragen werden kann, sagt Meyrose. Beide Vereine bieten schlichte quer oder längst gestreifte Modelle in den Fanshops an. Die Personal Shopperin Grau rät, nicht mehr als zwei Teile in den Vereinsfarben oder mit Logos auf einmal zu tragen.
Wer als Fan auf das geliebte Trikot - vielleicht das Modell, in dem der Verein auflaufen wird - nicht verzichten will, bei dem drückt Modeexpertin Meyrose im besonderen Fall des CL-Siegs ein Auge zu: „Ein Trikot-Shirt zu einem dunklen feinen Anzug geht ausnahmsweise mal. Aber nur im normalen Büroalltag am Schreibtisch - und nicht, wenn wichtige Verhandlungen anstehen oder man Kunden trifft.“ Dort, wo ein Dresscode herrscht, sind solche Modeexperimente grundsätzlich immer tabu. Hier seien rote beziehungsweise gelbe Blusen oder Hemden die Lösung für Fans, die unbedingt Farbe bekennen wollen.
Je nachdem, welchem Lager sie angehören, sollten die Fans auch noch darauf achten, wie sie ihre Vereinsfarben kombinieren. Die Modeexpertinnen raten:
Den Roten aus Bayern: Rot ist gefährlich. Damit meint die Modeberaterin Sonja Grau nicht die Spielqualitäten der Bayern, sondern die Farbe. „Rot sieht man von weitem, und Rot reizt.“ Aber die Vereinsfarben bieten bereits die perfekte Kombinationsmöglichkeit, damit das leuchtende Rot etwas dezenter wirken kann: Weiß - etwa als Hemd - und Blau - etwa als Jeans oder Jackett.
Wer als Fan bereits ein weißes Bayern-Shirt mit Logo im Schrank hat, hat eh schon alles richtig gemacht, findet Meyrose. Die Farbe sei dezent und damit wirklich alltagstauglich. „Und im ersten Moment fällt gar nicht auf, dass es sich um ein Vereinsemblem handelt, es könnte auch ein Markenlogo sein“, sagt Grau. Auch bietet der FC in seinem Fanshop diverse dezent gehaltene rote Shirts speziell für seinen Auftritt im Londoner Wembleystadion an: Etwa ein Polohemd, das neben dem Bayernlogo an der linken Brust und dem CL-Pokal sowie der Aufschrift „Final Wembley 2013“ auf der linken vorderen Seite nur noch im Nacken das offizielle Champions-League-Logo hat.
Bayern ist auch immer gut für Symbole. Und so empfiehlt Ines Meyrose Fans, die im Büro darauf achten müssen, ihr Fan-Dasein schick auszudrücken, die Trachtenbluse. Der FC hat in seiner Ladies-Kollektion zum Beispiel ein rot-weiß gemustertes Modell, auch für Männer schlägt der Verein ein traditionell wirkendes Karohemd vor. Allein oder unterm Sakko wirke das, findet die Modeberaterin. „Ohne es direkt mit einer Aufschrift oder einem Logo zu zeigen, weiß natürlich damit auch jeder: Das steht für die Bayern.“
Dazu kommt ein Zufall: Rot-weiß karierte Hemden sind bei modebewussten Männer derzeit sowieso absolut angesagt. Und selbst der beliebte Maritimstil, ein Klassiker für den Sommer, hat was Süddeutsches: Weiß-blau ist schließlich die bayerische Flagge.
Den Schwarz-Gelben aus Dortmund raten die Expertinnen: mutig sein. Denn Gelb ist nicht unbedingt jedermanns Farbe - selbst, wenn es sich dabei um eine der Trendfarben des Sommers 2013 handelt, wie Meyrose erläutert. „Besonders die Kombination Schwarz-Gelb ist gefährlich.“ Der Kontrast sei sehr stark, und gerade hellen Hauttypen stehe das nicht.
„Ich rate, ein leuchtend gelbes Shirt besser mit einer dunkelblauen Jeans zu kombinieren. Auch etwas Weißes mildert das Gelb ab“, erläutert Meyrose. „Und wenn ich auf die zweite Farbe nicht verzichten will: Schwarze Schuhe sagen auch etwas aus.“ Sonja Grau rät, durchaus beide Vereinsfarben zugleich zu tragen, aber diese ebenfalls zu brechen. Das schaffe eine weiße Weste oder eine Jeans.
An den Tagen vor einem so wichtigen Spiel oder nach einem Sieg mag das wahre Fans nicht kümmern, doch wer aus Modesicht in Dortmund wirklich alles richtig machen möchte, sollte auf Folgendes achten: Gelb macht blass. Daher sollten Fans die Farbe nicht in der Nähe des Gesichtes tragen - es sei, denn man sei ein dunklerer Hauttyp oder sonnengebräunt, erläutert Grau.
Die Alternative gibt es selbst im farbenfrohen Dortmund: Der BVB vertreibt auch Oberteile in Weiß und Grau, meist mit Logo oder Aufdrucken in dem neonhaften Gelb. Oder der Fan trägt eben Dortmunds zweite Vereinsfarbe Schwarz. Im Fanshop gibt es dunkle Modelle mit dezenten, ebenfalls gelben Aufdrucken - darunter das CL-Shirt des BVB „I love London“.