Brand in Ludwigshafen: „Es war wie in der Hölle“
Schon 2006 gab es einen Anschlag auf das Haus. Die Polizei sieht bisher keinen Zusammenhang.
Ludwigshafen. Erste Hoffnung in Ludwigshafen. Ein Suchhund hat im Brandhaus keine Leichen mehr gefunden. Das sagte gestern Feuerwehrchef Peter Friedrich. Die Ermittler selbst können nach wie vor nicht ins Innere des einsturzgefährdeten Hauses. Bei dem Feuer in dem viergeschossigen Gebäude, das von türkischen Familien bewohnt wurde, kamen am Sonntag neun Menschen, darunter fünf Kinder, ums Leben. Acht Opfer waren an Rauchvergiftungen gestorben. Eine Frau kam ums Leben, als sie in die Tiefe sprang, um sich zu retten. 60Menschen wurden verletzt.
Der Bereich um das Haus wurde inzwischen weiträumig abgesperrt. Hinter den Metallzäunen stehen Angehörige der Opfer, warten auf neue Informationen und beobachten aus der Entfernung die Arbeiten von Polizei und Feuerwehr. Einer von ihnen ist Turgut Bulur. Der Zeitung "Rheinpfalz" sagte er: "Alles brannte, überall loderten Flammen, teilweise zehn Meter hoch. Es war wie in der Hölle." Bulur selbst war nicht im Haus, aber kurz nach Ausbruch des Brandes vor Ort. Eines der Opfer war seine schwangere Cousine. Er habe ihr helfen wollen, aber die Polizei habe ihn nicht gelassen. "Im Nachhinein betrachtet war das richtig."
Auch Oberbürgermeisterin Eva Lohse (CDU) war während der Rettungsarbeiten vor Ort. "Das Schlimmste für mich war, als die Feuerwehr nach einer Stunde den leblosen Körper eines Kindes geborgen hat", sagte sie.
Die Ursache für den Brand ist immer noch offen. "Wir haben keine Fakten, die eine Deutung in Richtung Brandstiftung erlauben würden", sagte der Leiter der Staatsanwaltschaft Frankenthal. Ein krimineller Hintergrund sei ebenso möglich wie ein technischer Defekt. Eine 50-köpfige Sonderkommission arbeitet an der Aufklärung der Hintergründe. Die Ermittler gehen davon aus, dass die Brandursache erst in einigen Tagen feststehen wird. Wo das Feuer ausgebrochen ist, ist ebenfalls noch offen.
Nach Angaben der Polizei war auf dasselbe Haus bereits im August 2006 ein Anschlag verübt worden. Damals hatten Unbekannte nachts einen Pflasterstein und zwei Molotowcocktails in das Vereinslokal eines türkischen Kulturvereins im Erdgeschoss geschleudert. Es war nur geringer Schaden entstanden. Die Täter wurden nie gefasst. Auf einen Zusammenhang mit dem Brand von Sonntag gibt es bislang keine Hinweise.
Dennoch gehen die Ermittler jedem Verdacht nach, vor allem nach der Aussage der beiden Mädchen.
Auf den Bundesvorsitzenden der Türkischen Gemeinde in Deutschland, Kenan Kolat, machten die Mädchen nach dessen Aussagen einen glaubwürdigen Eindruck. Kolat sagte, er habe sich mit den Mädchen unterhalten. "Ich habe auch Fangfragen gestellt."
Hilfe Der Fußball-Zweitligist 1.FCKaiserslautern bestreitet am 12.Februar (19 Uhr) ein Benefizspiel gegen den Regionalligisten FSV Ludwigshafen-Oggersheim. Die Einnahmen kommen den Hinterbliebenen der Brandkatastrophe zugute. Das Benefizspiel findet im Südwest-Stadion in Ludwigshafen statt.