Brandkatastrophe: Die Türkei spricht von einem „zweiten Solingen“
Ankara schickt eigene Ermittler nach Ludwigshafen. Deutsche Polizei: Brandstiftung nicht ausgeschlossen.
<span style="font-weight: bold;">Ludwigshafen/Istanbul. Zwei Tage nach dem verheerenden Feuer in Ludwigshafen mit neun türkischen Toten gehen die Ermittler auch dem Verdacht nach, es könnte sich doch um Brandstiftung handeln. Die Aussage zweier Mädchen, sie hätten einen Mann am Ort des Geschehens beobachtet, werde überprüft, sagte ein Polizeisprecher. Möglich sei ein krimineller Hintergrund, aber auch ein technischer Defekt. "Wir haben keine Fakten, die eine Deutung in eine Richtung erlauben würden", erklärte der Leiter der Staatsanwaltschaft am Dienstag. Die Brandkatastrophe in Ludwigshafen führte zu heftigen türkischen Reaktionen. Die Titelseiten der Massenblätter suggerierten, es handele sich um einen fremdenfeindlichen Anschlag - ein "zweites Solingen". Die türkische Regierung schickte eigene Experten zur Untersuchung des Brandes nach Deutschland. Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) begrüßte die Hilfe ausdrücklich. Auch Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan will am Donnerstag nach Ludwigshafen kommen.
Die beiden Mädchen, die das Feuer überlebten, sagten nach Zeitungsberichten, sie hätten kurz vor dem Ausbruch des Feuers einen Mann im Hauseingang gesehen, der Papier und ein Feuerzeug bei sich getragen habe. Der schwarzhaarige Mann habe Deutsch gesprochen und in einem Kinderwagen im Hauseingang das Feuer gelegt. Danach sei er weggelaufen.
Nach Angaben der Polizei war schon im Jahr 2006 ein Anschlag mit zwei Molotow-Cocktails auf dieses Haus verübt worden. Die Täter wurden nie gefasst.