Braunkohleabbau: Die Erkelenzer wehren sich

Eine Stadt will Klarheit darüber, ob die Braunkohlebagger nun kommen oder vielleicht doch nicht.

Erkelenz. Die Stadt Erkelenz hat sich lange gegen den Braunkohletagebau Garzweiler II gewehrt. Mit Lichterketten und Prozessen. Vergeblich.

Irgendwann machte die Stadt ihren Frieden mit den Abbauplänen des Energiekonzerns RWE und bemühte sich darum, die Umsiedlung für die rund 5000 Betroffenen so erträglich wie möglich zu gestalten. Doch damit ist es jetzt vorbei.

„Das Spiel mit den Menschen in der Region und ihren Emotionen muss aufhören“, schimpfte am Freitag der Bürgermeister von Erkelenz, Peter Jansen. Dann kündigte der CDU-Politiker an, dass die Gemeinde alle Vorbereitungen für die weiteren Umsiedlungen am Tagebau Garzweiler II stoppen werde.

Angesichts der aktuellen Spekulationen über ein vorzeitiges Ende des Braunkohleabbaus sei den betroffenen Bürgern nicht zuzumuten, das Umsiedlungsverfahren fortzuführen.

Die Stimmung im Ratssaal war dabei nicht aggressiv, eher schon verbittert. „Egal, ob der Braunkohleabbau gestoppt wird oder weiterläuft, beides ist beherrschbar, Unsicherheit nicht“, sagte der Bürgermeister.

Schließlich geht es für tausende Betroffene um existenzielle Fragen. Müssen sie ihr Dorf verlassen? Wohin soll man ziehen, wenn die Braunkohlebagger kommen? Oder kommt jetzt doch alles ganz anders?

Hans Josef Dederichs weiß, wie sich das anfühlt. Der 49-jährige Hauptkommissar wohnt in Erkelenz-Kuckum, einem der Dörfer, das in den nächsten Jahren dem Tagebau weichen soll. Für ihn wäre ein vorzeitiges Aus des Tagebaus Garzweiler vor ein paar Jahren wohl noch ein Anlass zum Jubeln gewesen. Denn der Grüne gehörte von Anfang an zu den Gegnern des gigantischen Projekts.

Doch heute fällt seine Reaktion auf die jüngsten Spekulationen alles andere als euphorisch aus. Es sei „total unverantwortlich“, was da mit den Menschen in der Region gemacht werde, schimpft Dederichs. „Wir haben uns jahrelang gewehrt“, sagte er. Doch inzwischen hätten sich die Hälfte der Leute mit dem Umzug arrangiert und warteten darauf. Sie wollten vor allem Klarheit.

Das will auch Erkelenz. Alle Stadtratsfraktionen haben deshalb in einem offenen Brief die Ministerpräsidentin Hannelore Kraft aufgefordert, sich in die Angelegenheit einzuschalten und Gewissheit über die Zukunft des Tagebaus zu schaffen.

Wenn der Abbau in absehbarer Zeit beendet werden sollte, sei jetzt ein günstiger Moment, den Schlussstrich zu ziehen, sagt Bürgermeister Jansen. Die Umsiedlung der Orte Lützerath, Immerath, Borschemich und Pesch sei praktisch abgeschlossen.

Doch bei den nächsten für die Umsiedlung vorgesehenen Orte habe der Umzug noch nicht begonnen. Aus einer Sympathie für eine solche Lösung macht der Bürgermeister keinen Hehl. „Bei einem Aus für den Tagebau machen wir ein paar Flaschen Champagner auf.“

Doch kalt stellen muss er das Getränk wohl noch nicht. Eine RWE-Sprecherin bekräftige am Freitag die Entschlossenheit des Energieriesen, in der Gegend weiter Braunkohle abzubauen: „Wir halten an Garzweiler unverändert fest und werden das gegenüber der Stadt Erkelenz auch deutlich dokumentieren.“