Bundespolizei stoppt flüchtigen Schweizer Vergewaltiger in Polen
Genf/Berlin/Pasewalk (dpa) - Der mutmaßliche Mörder einer Schweizer Gefängnistherapeutin ist der Polizei nach seiner Flucht quer durch Deutschland an der polnischen Grenze ins Netz gegangen.
Beamte der Bundespolizei stellten ihn nach eigenen Angaben vom Sonntag in Polen kurz vor Szczecin. Der entflohene Häftling, der wegen zweier Vergewaltigungen einsaß, soll die 34-jährige Therapeutin bei einem Ausflug zu einem Reiterhof bei Genf am Donnerstag erstochen haben. Die Schweizer Staatsanwaltschaft hatte eine internationale Fahndung nach dem 39-Jährigen ausgelöst.
Bundespolizisten aus Pasewalk (Mecklenburg-Vorpommern) stellten den gesuchten Fabrice A. am Sonntag um 15.20 Uhr in seinem weißen Fluchtfahrzeug auf polnischem Hoheitsgebiet, wie die Bundespolizei mitteilte. Fahrzeugtyp und Kennzeichen kannten die Beamten aus der internationalen Fahndung. „Bei der Kontrolle an der Autobahn 11 haben die Kollegen einen solchen Fahrzeugtyp festgestellt, sind hinterhergefahren und haben festgestellt, dass es sich um das betreffende Fluchtfahrzeug handelt“, sagte ein Sprecher.
Die Beamten hielten das Auto kurz hinter der Grenze an. Bei seiner Festnahme in der Ortschaft Kolbaskowo leistete Fabrice A. keinen Widerstand. Die mutmaßliche Tatwaffe fand die Polizei in einem Rucksack. Der Mann wurde den polnischen Behörden übergeben. Eine mögliche Auslieferung des Fabrice A. von Polen an die Schweiz werde jetzt im Rahmen der internationalen Rechtshilfe geprüft, hieß es.
Die Spur von Fabrice A. führte von der Schweiz zunächst ins Gebiet der Polizeidirektion Lörrach und verlor sich dann am Bahnhof in Weil am Rhein, teilte die Polizei Lörrach am Samstag mit. Am Freitag war mit 20 Streifenwagen, Spezialkräften und einem Hubschrauber vergeblich nach dem Mann gesucht worden. Das Handy des Mannes war in Südbaden geortet und später auch dort gefunden worden.
Der Mann musste in einem Genfer Gefängnis eine Haftstrafe von insgesamt 20 Jahren wegen zweier in Frankreich begangener Vergewaltigungen absitzen. Er galt als gefährlich, wie die mit seinem Fall befasste Gerichtspsychiaterin Liliane Daligand der Schweizer Tageszeitung „Le Matin“ sagte.
Wie die Schweizer Nachrichtenagentur SDA berichtete, hatte der Häftling die Therapeutin offenbar während eines Freigangs zu einem Reiterhof erstochen. Es war sein zweiter Freigang aus dem Zentrum für Sozialtherapie „La Pâquerette“ in Genf. Zur Reittherapie wurde er von der 34-jährigen Sozialtherapeutin begleitet. Als die beiden um 11 Uhr nicht zum Termin in der Reithalle erschienen und die Sozialtherapeutin auf Handyanrufe nicht reagierte, wurde Alarm geschlagen. Die Frau wurde am Freitag tot aufgefunden.