Canaletto-Blick zurück im Dresdner Zwinger

Dresden (dpa) - Heller, frischer und kühler: Nach zwei Jahren ist der berühmte „Canaletto-Blick“ zurück in der Gemäldegalerie Alte Meister Dresden.

Die 1748 von dem Venezianer Bernardo Bellotto (1722-1780) gemalte Stadtansicht „Dresden vom rechten Elbufer unterhalb der Augustsbrücke“ wurde erstmals seit ihrer Entstehung grundlegend restauriert. „Es ist die Wiederherstellung eines Ideals“, sagte Galeriedirektor Bernhardt Maaz am Donnerstag. Das 1,33 mal 2,37 Meter große Gemälde sei ein Leitbild für Dresden und berühmt wie Raffaels „Sixtinische Madonna“.

Die Staatlichen Kunstsammlungen feiern die Rückkehr ihres Meisterwerkes in den Zwinger mit einer Ausstellung, die am Abend eröffnet wird. Neben dem „Bestseller“ sind darin bis zum 20. November zehn weitere Gemälde mit Dresden-Ansichten sowie elf Radierungen des Künstlers von der Stadt zu sehen, darunter auch seine Reproduktion des „Canaletto-Blick“. Architekturzeichnungen und Pläne dokumentieren das Panorama aus Augustusbrücke, Schloss, Frauenkirche, Brühlscher Terrasse und der noch im Bau befindlichen Hofkirche.

Von Bellottos berühmtester Vedute existieren drei weitere teils kleinere Fassungen: Zwei befinden sich in einer Madrider Privatsammlung und der National Gallery Dublin, die dritte hängt seit 2010 im Amtszimmer von Bundespräsident Christian Wulff. Sie schmückte einst schon das Büro von DDR-Staats- und Parteichef Erich Honecker. Das Original wurde mikroskopisch, mit UV-Fluoreszenz und Infrarot untersucht und geröntgt und dabei festgestellt, dass Bellotto das damals sehr moderne Pigment Preußischblau verwendete.

Es sei durch starke Lichteinwirkung über die Zeit aber verblasst, sagte die Leiterin der Restaurierungswerkstatt, Marlies Giebe. „Der Himmel wirkt daher, anders als der Künstler ihn malte, transparenter, kühler und fast silbergrau.“ In einem Jahr soll das unter Glas hängende Meisterwerk noch einen Abschlussfirnis erhalten. Die Vedute (wirklichkeitsgetreue Darstellung) gehört zur Serie Stadtansichten, die Bellotto von 1747 bis zum Siebenjährigen Krieg (1756-1763) für Kurfürst und Polen-König August III. schuf.

Aus dem ersten Jahrzehnt danach stammten laut Giebe die ersten Schäden. Um- und Auslagerungen, Transporte, Ausleihen und frühere Bearbeitungen schädigten das seit 1834 fast durchgehend gezeigte Kunstwerk, das bis 1984 auch als Botschafter für den Wiederaufbau Dresdens durch die Welt reiste, weiter. Möglich machte die Restaurierung der Freundeskreis der Kunstsammlungen Museis Saxonicis Usui (MSU), der mit einer Kampagne „Für Canaletto“ 128 000 Euro sammelte. So konnten für 1,5 Jahre die freie Restauratorin, der Katalog und die Ausstellung finanziert werden. Für andere Bellottos hoffe man auf Großspender aus der Industrie, sagte Vorsitzender Herbert Süß.

In Dresdnen befinden sind insgesamt 35 Werke von Bellotto. „Wir machen weiter mit der Voruntersuchung zu einer Ansicht vom Zwingerhof“, sagte Restaurierungschefin Giebe. Insgesamt seien drei weitere Bellotto-Veduten stark beschädigt und bedürften dringend einer grundlegenden Restaurierung. „Bei den anderen sind nur Teilarbeiten nötig, da geht es um eine vorbeugende Konservierung.“