Casting-Portale: Berühmt per Mausklick

Der Weg ins Fernsehen oder auf die Titelseite von Print-Medien scheint dank Internet so einfach wie nie. Experten sehen das anders und warnen vor falschen Hoffnungen.

Düsseldorf. Medien ziehen nicht nur Aufmerksamkeit auf sich, sondern beflügeln auch Wünsche: Viele träumen davon, wenigstens einmal mit dem Lieblingsschauspieler vor der Kamera zu stehen oder als makellose Schönheit vom Titelblatt einer Zeitschrift zu strahlen.

Umgekehrt haben Medienproduzenten einen immensen Bedarf an neuen, unverbrauchten Gesichtern für ihre Sendungen und Kampagnen. Auch wenn sie eher Statisten suchen als "Superstars", scheint der Weg in Film, Fernsehen oder Werbung so einfach wie noch nie.

Im Bereich Kino und TV stehen die Chancen ähnlich. In Deutschland gebe es etwa 20 000 professionelle Schauspieler, sagt Tina Thiele, Sachbuchautorin und Betreiberin des Branchenportals casting-network.de. Ein Quereinstieg - etwa über ein Internetportal - scheint für Ungelernte wenig wahrscheinlich. Der Weg auf Bühne oder Bildschirm führt nach Aussage aller Experten über eine entsprechende Ausbildung.

"Wir brauchen für unsere Produktionen sehr gut ausgebildetes Personal", sagt die Castingexpertin Charlotte Siebenrock aus Potsdam. Hoffnungen, per Mausklick für Serien wie "Verbotene Liebe" oder "Unter uns" gecastet zu werden, erteilt sie damit eine Absage. Drehpensum und Textlastigkeit stellten hohe Ansprüche an die Schauspieler, die fast alle von staatlichen Schauspielschulen rekrutiert würden, so die Casterin. "Internetportale nutzen wir überhaupt nicht."

Ganz ohne Ausbildung hätten allenfalls Nachwuchstalente, die zu jung für eine Schauspielschule sind, eine Chance auf ein Engagement, sagt Siebenrock. Vorausgesetzt, sie passen zum Typ. Hübsch zu sein, reiche nicht aus. Wichtiger seien Professionalität und die Fähigkeit, sich in ein Ensemble einzufügen: "Schönheit vergeht, Qualität bleibt."

Letztere ist jedoch laut Ulrich Doser beim Online-Casting eher die Ausnahme: "Viele Bewerbungen sind eine Katastrophe." Dennoch gibt es eine Chance, über das Netz ins Fernsehen zu kommen - wenn die Erwartungen nicht zu hoch sind.

"Viele finden es einfach toll, einmal vor der Kamera zu stehen", sagt Roland Schweikardt vom Casting-Portal getfamous.de. Das Portal gehört zu der Berliner Fernsehproduktionsfirma MME Moviement und kann so konkrete Stellen und Casting-Termine anbieten: zum Beispiel eine Moderatorenstelle oder Rollen in Sendungen wie "Zwei bei Kallwass" oder "Richterin Barbara Salesch". Für viele Formate würden "ganz normale oder skurrile" Leute gesucht, sagt Schweikardt.