Chefbotschafter in Kenia: Der andere Graf Lambsdorff
Der EU-Parlamentarier Alexander Graf Lambsdorff war als Chefbeobachter bei den Wahlen in Kenia unterwegs.
<strong>Brüssel. Ob es ihm nicht auf die Nerven gehe, immer wieder auf seinen berühmten Onkel angesprochen zu werden? "Ich war zehn Jahre alt, als er zum ersten Mal Bundeswirtschaftsminister wurde", erzählt Alexander Graf Lambsdorff. "Auch 31 Jahre später trage ich es mit Fassung", antwortet der Neffe von Otto Graf Lambsdorff heiter auf die obligatorische Nachfrage zum Nachnamen. Seit dieser Woche dürften viele Deutsche mitbekommen haben, dass es noch einen Lambsdorff auf der politischen Bühne gibt. Denn als Chefbeobachter der EU bei den Wahlen in Kenia ist Alexander Graf Lambsdorff ins Licht der TV-Kameras geraten. Er sei von der jüngsten Entwicklung im Osten Afrikas überrascht worden, sagt der EU-Abgeordnete. Probleme seien erst bei der Eintragung der Ergebnisse in Tabellen aufgetreten. So wurden in zwei Bezirken jeweils 50 000 Stimmen für den Präsidenten Mwai Kibaki gezählt - beim Zusammenzählen in Nairobi waren es jedoch je 70 000. Seither tobt in Kenia die Gewalt. Lambsdorff ist um den ganzen Erdteil besorgt: "Wenn Kenia instabil wird, dann wäre das eine Katastrophe für den afrikanischen Kontinent."
Seine Konstante ist die Leidenschaft für Außenpolitik
Das Interesse des liberalen Rheinländers galt schon früh Regionen fern seiner Heimat. Lambsdorff lernte als Austauschschüler Frankreich und England kennen, als Student auch die USA. Als Verwaltungsberater arbeitete er in Estlands kommunaler Selbstverwaltung. Als Diplomat im Auswärtigen Amt sah er die Vereinigten Staaten wieder. Zwischendurch jobbte er bei der Unternehmensberatung McKinsey und als Büroleiter des früheren Außenministers Klaus Kinkel (FDP). Gibt es bei diesem flotten Hin und Her Konstanten? "Ja", meint der 41-Jährige, "meine Leidenschaft für die Außenpolitik." Ob Bangladesh, Kenia oder Libanon - der EU-Parlamentarier interessiert sich für viele Krisenherde jenseits von Europa. Zugleich mischt er in den Ausschüssen für Verbraucherschutz und Binnenmarkt mit. In Brüssel wird kritisch registriert, dass er sich oft dann zu Wort meldet, wenn es um Aufreger-Themen geht. Überteuerte Telefonate oder Fan-Abzocke beim Ticketkauf - Lambsdorff ist bei populären Dossiers schnell auf Sendung. Er verteidigt sein doppeltes Engagement mit dem Hinweis, er sei schließlich nicht gewählt worden, um sich nur um Konflikte in fernen Ländern zu kümmern.Biografisches
Persönlich: Alexander Graf Lambsdorff wurde am 5.November 1966 in Köln geboren. Er ist verheiratet, hat zwei Kinder und ist ein Neffe des FDP-Politikers Otto Graf Lambsdorff.
Beruflich: Er studierte Geschichte und Politik und absolvierte danach eine Diplomaten-Ausbildung. 1987 trat er in die FDP ein. Seit 2004 ist er Abgeordneter im EU-Parlament.