Christbaum-Verkäufer aus Leidenschaft
Christoph Ries (45) preist seit 25 Jahren im Urlaub weihnachtliches Grün an.
Köln. Christoph Ries ist 45 Jahre alt, und 25 Jahre davon verkauft er schon Weihnachtsbäume. Nicht hauptberuflich, denn wie man weiß, sind Weihnachtsbäume ein Saisongeschäft. Nein, er macht das im Urlaub. „Zehn Tage frische Luft, zehn Tage körperliche Arbeit — das hab’ ich sonst nicht“, sagt er. Der Verdienst sei zweitrangig — „ein besseres Taschengeld“.
Der Diplom-Sportlehrer, der in Werl ein Fitness-Studio betreibt, wurde vor 25 Jahren von einem Holzbauern aus dem Sauerland für den Job in Köln engagiert. Der Bauer ruft ihn seitdem jedes Jahr im Oktober wieder an.
Ries ist inzwischen zu einem absoluten Weihnachtsbaumkenner geworden. Sein wichtigster Tipp: Immer im Hellen kaufen! Denn abends im Scheinwerferlicht sieht man die braunen Nadeln nicht. Außerdem sollte man zu Hause messen, wie hoch der Baum sein darf, und dann einen Zollstock mitnehmen.
Ries teilt seine Kunden in sechs Kategorien ein. Kategorie eins: Männer, die allein kommen. Sie fragen, welchen Baum sie nehmen sollen, schauen ihn sich kurz an, nehmen ihn und bezahlen, was verlangt wird. Kategorie zwei: Das mittelalte Ehepaar. Es lässt sich einen Baum empfehlen, schaut sich dann noch 20 Minuten um und nimmt am Ende doch den ersten.
Die dritte Gruppe bilden Studenten. „Die wollen alles Mögliche wissen: Braucht der Wasser? Wie kommt man an den Schmuck? Viele wissen noch nicht mal, dass der nicht von alleine steht, sondern dass sie einen Ständer dafür brauchen.“
Dann sind da die Älteren. Die Nostalgiker tendieren zum kleineren Baum und fragen schon mal nach Rotfichte. Aber: „Rotfichte war früher.“ Heute ist Nordmann-Tanne angesagt, mit dichteren Zweigen, aber mit 16 bis 20 Euro pro Meter auch doppelt so teuer.
In die fünfte Kategorie fallen Villenbesitzer, die eine Vier-Meter-Tanne ordern — der Preis ist Nebensache. Am Ende kommen die Schnäppchenjäger. Sie sehen sich endlos um, kaufen nichts, sondern prüfen erst noch andere Stände.
„Kurz vor Weihnachten kaufen sie dann schließlich den letzten Ramsch und denken noch, sie hätten ein Schnäppchen gemacht.“ Seinen eigenen Baum für Weihnachten daheim mit Frau und zwei Töchtern sucht sich Ries ganz spontan aus: „Ich packe irgendwann einen aus und sage: Das ist meiner.“