Christian Baumeister: Er macht wilde Tiere zu Filmstars
Porträt: Christian Baumeister drehte schon in den Anden und in Kamtschatka. Seine Naturdokumentationen sind preisgekrönt.
Münster. Christian Baumeister wirkt eigentlich nicht wie ein abenteuerlustiger Naturbursche: Groß gewachsen, kurze blonde Haare, blasse Haut - mit seiner rundlichen Brille entspricht er eher dem Typ "ruhiger Intellektueller". Doch in der freien Natur - in den imposanten Hochlagen der Anden oder der endlos weiten Steppe Ostsibiriens - entfaltet der 35-Jährige sein wahres Naturell: Hier wird er zum Auge der Menschen in den Industrienationen. Hier fängt seine Kamera die ganze überwältigende Schönheit der Natur ein, von der wir gar nicht wüssten, dass es so etwas noch gibt, wenn es Menschen wie ihn nicht gäbe.
Christian Baumeister ist Tierfilmer, was - seitdem er seine eigene Produktionsfirma "Light & Shadow" 2001 in Münster und Rio gegründet hat - ein sehr viel weiteres Berufsfeld ist, als man zunächst denken mag. "Eigentlich ist man Drehbuchautor, Regisseur und Kameramann in einer Person", sagt der 35-Jährige. "Große Sender erwarten heute auch in Tierfilmen eine Geschichte, Dramaturgie und Bilder, die nicht nur Tiere, sondern auch die landschaftlichen Reize und die Menschen zeigen."
Der gebürtige Westfale hat sich mit seiner Berufswahl einen Kindheitstraum erfüllt. "Zur Erstkommunion bekam ich ein Zelt, ein Fernglas und ein Buch von Heinz Sielmann geschenkt", erinnert er sich schmunzelnd. Mit 17 zog er mit seiner Fotokamera durch die Wiesen des Münsterlandes und lichtete Vögel ab. Es folgten ein Biologie-Studium an der Uni in Münster und einige Semester "Tierfilm" an der Derby University in England. "Für mich stand immer fest: Ich will Tierfilmer werden - auch wenn das bei den anderen Studenten oft Kopfschütteln hervorrief."
Wer seine Werke "Wildes Rio" (2004) oder "Viva Vicua" (2003) gesehen hat, wird sicher nicht den Kopf schütteln. Baumeister räumte eine ganze Reihe internationaler Preise ab und ist seither einer der gefragtesten Tierfilmer in Deutschland. Eine Situation, die ihm die aufwändige Sponsorensuche für seine Projekte etwas erleichtert hat. Denn die Kosten liegen schnell im hohen sechsstelligen Bereich. "Für einen Tierfilm muss man von der Konzeption bis zum letzten Schliff eineinhalb bis zwei Jahre einkalkulieren", erzählt Baumeister. Manchmal wartet er Monate auf die eine, entscheidende Aufnahme. Ein Beispiel: "Für Viva Vicua habe ich insgesamt zwei Jahre und viele Anläufe gebraucht, um einen Chaccu zu filmen." Beim "Chaccu" handelt es sich um ein seltenes Ritual der Anden-Völker, bei dem die Vicuas, die zur Gattung der Lamas gehören, geschoren werden.
Familie Christian Baumeister lebt mit seiner brasilianischen Ehefrau und seinen zwei Kindern (ein und fünf Jahre alt) seit einigen Wochen in Münster. Zuvor haben sie sieben Jahre lang in Rio gewohnt