Cirque du Soleil: Grenzenlose Akrobatik im Zirkus-Wunderland
Der Cirque du Soleil tourt mit seinem Klassiker „Alegria“ und zeigt Artistik, die atemlos macht.
Oberhausen. Sofort die Augen wieder auf, und bloß das Atmen nicht vergessen. Daran muss man sich erinnern, wenn vor einem ein Mann zehn Meter in die Höhe katapultiert wird und ohne hinzusehen auf einem gerade einmal fußbreiten Gummibalken landet.
Oder wenn sich zwei Mongolinnen zu verschlungenen Ornamenten verbiegen, als hätten sie keinen einzigen Knochen im Leib. So viel Körperbeherrschung kann bei normal sportlich Begabten zu Atemaussetzern führen — und das allein beim Zusehen.
Wenn dann noch eine zauberhafte Märchenumgebung mit bunten Fabelwesen und live gespielte Jazzpop-Musik dazukommen, müssen alle Sinne volle Arbeit leisten. Zumal diese Mischung aus Attraktion und Atmosphäre noch immer einmalig in der Show-Welt ist. Ihr Name: Cirque du Soleil.
Seit dieser Woche ist der ungewöhnliche Zirkus wieder mit seinem bekanntesten Klassiker „Alegria“ auf Tour. Zehn Millionen Menschen haben das Stück bereits weltweit gesehen. Jetzt wird es noch einmal auf zehn Bühnen in Deutschland und Österreich gezeigt. Am Mittwochabend fand die erste Show in der Oberhausener König-Pilsener-Arena statt, im Oktober wird „Alegria“ in Köln gezeigt.
Die Show verbindet die Welt des Zirkus mit einer Art „Alice im Wunderland“-Romantik und Weltklasse-Artistik. Jedes Detail ist ausgefeilt. Nicht einmal die aufwendigen Auf- und Abbauten von Schaukeln und Trapezen fallen auf, da der Zuschauer kunstvoll durch allerlei Clownerie und Gesang davon abgelenkt wird.
Bestes Beispiel: Während das Publikum noch über Gaukeleien staunt, taucht eine Gruppe von Tänzern auf der Bühne auf. Der Blick folgt der exakten Choreographie, als einige der Tänzer Anlauf nehmen, nach vorne stürmen — und plötzlich durch die Luft fliegen. Aus dem Bühnenboden ist ein Trampolin geworden, ohne dass es der Zuschauer bemerkt hat.
Insgesamt zeigt „Alegria“ neun Artistik-Nummern, die durch feinsinnige Clownerien und Live-Gesang zu einer zweistündigen Show verwoben werden. Dass der Zuschauer bisweilen vor lauter Glitzerkostümen, Akteuren und Attraktionen nicht weiß, wo er hingucken soll, ist Teil des Konzepts. Das Publikum soll mit Eindrücken überschüttet werden.
Da ist es kaum zu glauben, dass der Cirque du Soleil vor 27 Jahren im kanadischen Quebec als eine Gruppe von Straßenartisten angefangen hat. Doch der Grundsatz von damals gilt auch heute noch: Die Menschen sollen sich wundern und erfreuen.