Comeback für Henry Maske: Geld schlägt Gesundheit

Der Gentlemanboxer tritt nach zehn Jahren Ringpause am Samstag erneut gegen Virgil Hill an – eine Show mit Risiko. Maske kehrt auch aus finanziellen Gründen in den Ring zurück.

München/Much. Ein Veilchen hat Henry Maske schon im Training abbekommen. Das blaue Auge, das ein Sparringspartner dem 43-Jährigen verpasst hat, dürfte aber nur ein kleiner Vorgeschmack auf das sein, was den früheren IBF-Weltmeister im Halbschwergewicht am Samstag in München erwartet.

Nach mehr als zehn Jahren Ringpause will Maske nämlich eine alte Rechnung begleichen: Die umstrittene Niederlage vom November 1996 im letzten Profikampf gegen Virgil Hill (USA) soll nun korrigiert werden. Das Drehbuch hat Hollywoodreife - alles soll genau so sein wie damals. Der Gegner ist der gleiche, sein Trainer Manfred Wolke, die Austragungsstätte Olympiahalle, und auch RTL überträgt wieder.

Die Sache hat allerdings einen Haken: Von qualitativ hochwertigem Sport spricht nach dem peinlichen Debakel, das Axel Schulz bei seiner Rückkehr ins Seilgeviert erlebte, niemand mehr. Es wird über Geld (angeblich drei Millionen Euro) gesprochen, das sich Maske für diesen Auftritt einsteckt. Es wird schon jetzt über die Einschaltquote spekuliert, die dem Kölner Privatsender Werbemillionen bescheren dürfte: Maskes Kampf von 1996 sahen schließlich 17,52 Millionen Zuschauer. Und spätestens seitdem Schulz im Anschluss an seine Niederlage einen leichten Schlaganfall erlitten hat, wird über den Sinn des Altherren-Boxens überhaupt diskutiert.

Angeblich soll auch Maske kerngesund antreten. Aber der Ruf der Ringärzte hat gelitten, seitdem der gebürtige Armenier Arthur Abraham vom Sauerland-Stall mit einem mehrfach gebrochenen Kiefer über die volle Distanz gehen durfte, um seinen WM-Titel zu verteidigen.

Maske, der bei einem missglückten Investment viel Geld verloren haben soll, macht aus seinem Antrieb keinen Hehl. "Ich boxe wegen der Börse", sagt der dreifache Vater, der mit seinem seriösen Auftreten und mit seinen Erfolgen in den 90er Jahren den lange verrufenen Boxsport in Deutschland wieder salonfähig gemacht hat.

"Sir Henry" ließ sich auch von seiner Frau nicht von den Comeback-Plänen abbringen. "Ich habe ihm tief in die Augen geschaut und wusste danach, dass er es ernst meint. Ich habe halt einen Boxer geheiratet", sagt Manuela Maske leicht resigniert. Sie weiß, dass sich ihr Mann in Gefahr begibt. Der Faustkämpfer, der in Much im Bergischen Land lebt, hat nämlich das gleiche Problem wie sein früherer Stallgefährte Axel Schulz: Ihm fehlen nach so langer Ring-abstinenz Erfahrung und Nehmerqualitäten.

Sein Gegenüber Virgil Hill ist zwar ebenfalls 43 Jahre alt, hat aber nie aufgehört zu boxen und ist noch amtierender WBA-Weltmeister im Halbschwergewicht. Deshalb gehen einige davon aus, dass Maske trotz intensiven Trainings im 32. Profikampf die zweite Niederlage droht.

Dass es bei dem Duell nicht um einen WM-Gürtel geht und sich die Manager auf ein Gewichtslimit bis 86,18 Kilogramm geeinigt haben, das im Regelwerk der führenden Weltverbände gar nicht vorkommt, macht den Kampf zu einer Mogelpackung. Dennoch kann die Schauveranstaltung vor 13 000 Zuschauern in der Halle und Millionen an den Bildschirmen das Tohuwabohu um Axel Schulz noch übertreffen.

Maske denkt sogar schon an weitere Kämpfe, mit denen er im Falle eines Sieges seinen Kontostand weiter erhöhen könnte. Erst einmal muss er aber am Samstag mit einem blauen Auge davonkommen. Als Hymne bei seinem Einzug in den Ring wird ihm Sarah Connor "The impossible dream" singen. Der unmögliche Traum.