Karriere: Für den Erfolg auf vieles verzichten
Das Privatleben ist oft der Preis dafür, die berufliche Leiter schnell nach oben zu klettern.
Essen. Wer in seinem Beruf Karriere machen will, darf nicht zimperlich sein. Und zwar in vielerlei Hinsicht: Im Job sind Ellenbogen und Durchsetzungsvermögen gefragt und im Privatleben muss man bereit sein, auf einiges zu verzichten. Lange Arbeitszeiten ermöglichen nur noch bedingt das Aufrechterhalten des Freundes- und Bekanntenkreises, eine Beziehung steht oft hinter dem Beruf zurück. Was Karrieristen, die nur selten als sympathisch gelten, ausmacht, haben wir für Sie zusammengestellt.
Oft stehen Menschen, die beruflich weiterkommen wollen, sogar in dem Ruf, skrupellos zu sein. "Erfolg hängt aber von vielen Faktoren ab", sagt Jürgen Lürssen, Karriereberater und Professor an der Universität Lüneburg. Und das macht es für beide Seiten schwierig: für die, die es gerne zu etwas bringen wollen, und für Personalentscheider, die diejenigen einstellen möchten, die tatsächlich das Zeug zur Karriere haben.
Was also ist die optimale Karrierestrategie? Der "Wille zur Macht" ist nach Hans-Michael Kleins Überzeugung tatsächlich Voraussetzung - jedenfalls dann, wenn mit der Karriere Führungsaufgaben und Personalverantwortung verbunden sind. "Erfolg ist immer eine Frage von Persönlichkeit. Und diejenigen, die oben sind, die wollten auch nach oben. Der ausgeprägte Wunsch, Karriere zu machen, ist dafür unverzichtbar", sagt der Führungskräfte-Coach aus Essen. Das sieht Heinz Schuler, Professor an der Universität Stuttgart-Hohenheim, ähnlich. Schuler hat untersucht, welche Rolle die Persönlichkeit für den beruflichen Erfolg spielt und wie sich dieser anhand verschiedener Kriterien vorhersagen lässt: "Die Unterschiede in der Persönlichkeit wurden in Deutschland lange Zeit weniger beachtet als zum Beispiel in den USA", sagt der Wissenschaftler.
Inzwischen gucken nicht nur Wissenschaftler, sondern auch Personalverantwortliche genau hin, wer sich bewirbt: "Bewerbungsunterlagen sind nur bedingt aussagefähig", sagt Schuler: "Sie enthalten nur zwei brauchbare Informationen: die Noten und die Angaben zur Berufserfahrung." Arbeitszeugnisse seien ebenfalls wenig verlässlich - "oft genug haben die Bewerber sie selbst geschrieben".
Schulnoten dagegen seien durchaus ein Indikator für Leistungsfähigkeit. "Mehr als die Examensnoten an den Hochschulen", ist Schuler überzeugt. "In vielen Berufen ist für eine Führungsposition ein Studium aber die unverzichtbare Eintrittskarte", sagt Lürssen. "Karrieren vom Lehrling zum Vorstandschef, die es früher gab, sind vorbei", so der Wirtschaftswissenschaftler. Berufsbiografien seien heute sogar häufig noch gradliniger als früher, sagt auch Madeleine Leitner, Führungskräfte-Trainerin aus München. Quereinsteiger haben es nach ihrer Beobachtung heute schwerer als noch vor zehn Jahren. Wichtig für die Karriere sind Studienschwerpunkt, Praktika und Auslandserfahrung.
"Leistungsmotivation, Intelligenz und soziale Kompetenz" nennt Schuler als wichtige, überprüfbare Faktoren für eine Karriereprognose - genau darauf werden Bewerber bei modernen Verfahren der Eignungsdiagnostik auch geprüft. Aufwändige Personalauswahlverfahren verbinden Tests zur Intelligenz beispielsweise mit Interviews zum bisherigen Berufserfolg und Rollenspielen zum Sozialverhalten. "In der Kombination der Ergebnisse kann man schon recht genaue Vorhersagen treffen", so Schuler.
"Ganz wichtig für beruflichen Erfolg ist aber auch die Bereitschaft, den Preis dafür zu bezahlen", sagt Lürssen. "Die Bereitschaft umzuziehen zum Beispiel. In einem Land wie unserem sind die wirtschaftlichen Zentren überall verteilt." Wer nicht bereit sei, den Wohnort zu wechseln, verpasse in vielen Branchen Karrierechancen.
Chefs: Reine Ja-Sager sind bei Vorgesetzten nicht gefragt: Ihnen wird meist nichts anvertraut, wobei man selbstverantwortlich arbeiten muss.
Konstruktiv: Die Mehrzahl der Vorgesetzten bevorzugt konstruktive Kritik. "Andererseits müssen Arbeitnehmer realistisch sein, nachgeben können und auch Kompromisse schließen.
Vorauseilender Gehorsam: Normal ist es zu überlegen, was der Chef wohl erwartet und wie man sich am besten präsentiert. Nur vorauseilender Gehorsam ist jedoch nicht zu empfehlen.