Schauspieler Martin Feifel: „Der Clown bleibt mein Traum“
Martin Feifel mag schwierige Charaktere und Protest. Beim Dreh zum neuen ARD-Film testete er seine Grenzen.
Hamburg. Wenn er spielt, dann knackt und knistert es: Martin Feifel (42) wurde am Theater gefeiert, ist seit einigen Jahren aber nur noch im Film zu sehen. Heute Abend als Partner von Veronica Ferres im ARD-Film "Vom Ende der Eiszeit": In einem Dorf ist eine Hure ermordet worden, viele sind verdächtig. Auch Bruno (Feifel), der Ehemann der Dorfpolizistin (Ferres), gerät ins Visier der Ermittler.
Man sagt, Sie würden Katastrophen nahezu magisch anziehen. Gab es eine während der Aufnahmen in Finnland?
Martin Feifel: Fast - als ich nachts um vier bei gefühlten 50 Grad minus am Rand einer Eisscholle stand und Veronica Ferres retten sollte. Ich hatte eigentlich damit gerechnet, ein Stuntman würde das machen, aber dann meinte unser Regisseur, ich sollte es mal selbst versuchen. Das hat mich gereizt. Ich gehe gern an Grenzen, und zum Glück ist dann ja auch nichts passiert.
Stimmt es, dass Sie in der Schule mal aus dem zweiten Stock gesprungen sind?
Feifel: Ja. Um die nervliche Belastbarkeit meiner Lehrerin zu testen.
Und was denken Sie heute über den Jungen von damals?
Feifel: Das war schon ein ziemlich wüstes Bürschchen. Aber ich habe wohl auch einen tollen Schutzengel, der im letzten Augenblick die Hand über mich hält. So auch bei der Aufnahme in Finnland, wo ich erproben wollte: Wie weit geht einer, wenn er einen geliebten Menschen retten will?
Hier gehörte es zur Rolle. Würden Sie im Leben auch so weit gehen?
Feifel: Ja. Vom Impuls geführt, das zu tun, was man tun muss. Allgemein prägt uns die Gesellschaft, sagt uns, was man tun muss. Das verschwindet, nur die Emotion bestimmt das Verhalten.
Sie spielen gern Rollen im Zwielicht. Ganz bewusst?
Feifel: Natürlich. Eine Casterin gab mir mal ein Drehbuch, das ich nahezu als Beleidigung empfand. Ich habe gesagt: Verschont mich mit den schönen Jungs, auch wenn ich vielleicht ein ganz hübscher Kerl bin. Ich will schwierige Charaktere spielen.
Das hat seinen Preis, mit solchen Rollen kommt man kaum in die erste Reihe. Genügt Ihnen Ihr Platz in der zweiten?
Feifel: Ehrlich gesagt - nein. Ich hoffe schon auf den großen Durchbruch. Aber ich sehe zugleich, wer in der ersten Reihe welche Rollen spielt. Die gleichen Leute, und sie spielen immer das Gleiche. Das finde ich langweilig. Ich möchte ungewöhnliche Figuren darstellen, die es sehr wohl gibt, die man aber nicht so sieht.
Steckt in dieser Haltung auch der Protest des Professorensohns, der Sie ja sind, gegen den großbürgerlichen Rahmen Ihrer Herkunft?
Feifel: Natürlich. Gegen alles Brave, Bürgerliche. Dagegen lehne ich mich auf, in meinen Rollen wie privat.
Sie wollten mal Clown werden, sind beim berühmten Dimitri in die Schule gegangen. Träumen Sie davon immer noch?
Ausbildung Er lernte an der Scuola Teatro Dimitri Tessin und an der Westfälischen Schauspielschule Bochum.
Theater Bis 1995 trat Feifel in großen Stücken wie "Hamlet" oder "Romeo und Julia" (Thalia-Theater) auf.
Fernsehen Er spielte u.a. in "Was tun wenn’s brennt?", Emmas Glück, Rosenstraße und mehreren Tatort-Folgen.
Vom Ende der Eiszeit Heute, 20.15 Uhr, ARD