Demonstration: Betonwüste Mallorca
Auf den Balearen wird immer mehr gebaut: Straßen, Villen, Hotels. Dagegen protestierten jetzt 50 000 Menschen.
<strong>Palma de Mallorca. "Schluss mit der Zerstörung", skandierten die Demonstranten. "Rettet Mallorca." Rund 50 000 Menschen zogen mit Transparenten und Trillerpfeifen durch die Inselhauptstadt Palma de Mallorca, um gegen Umweltfrevel, Spekulation und blühende Korruption auf der Insel zu demonstrieren. Die Zukunft der beliebtesten Urlaubsinsel Europas sei in Gefahr. Der Skandal im Prominentenort Andratx, wo Dank Schmiergeld wild und sogar in Naturschutzgebieten gebaut wurde, gilt nur als Spitze des Eisberges. "Ein Großteil der Küste ist bereits zerstört", beklagt Maria Luisa Suau im Namen der Bürgerinitiative "Salvem Mallorca" (Rettet Mallorca). Die zunehmende Verbauung der Landschaft durch Autobahnen, Siedlungsprojekte, Appartementbunker und Hotels werde von "baurechtlichen Unregelmäßigkeiten" begleitet. Inselpolitiker, Behörden und Bauunternehmer hätten zahlreiche "Attentate" gegen die Natur auf dem Gewissen. Der Immobilienspekulation sei Tor und Tür geöffnet, berichtet Maria Luisa Suau. Im Nobelort Andratx sitzt der Bürgermeister Eugenio Hidalgo samt zwei Helfern in Untersuchungshaft, weil er gegen viel Geld die Erlaubnis zum Villenbau gegeben haben soll, wo es verboten war - in Naturschutzgebieten zum Beispiel. Hidalgo war nicht nur Bürgermeister, sondern auch Baustadtrat und Bauunternehmer. Andratx sei ein "Korruptionssumpf", klagt man beim mallorquinischen Umweltverband GOB, der den Fall mit Untersuchungen und Strafanzeigen ins Rollen brachte. Zu den Hotels kommt der Bau von Autobahnen. Auf Mallorca sind mehrere vierspurige Schnellstraßen eröffnet worden, weitere sollen folgen. Auch auf Ibiza gibt es inzwischen Proteste gegen den Bau von Hotels und Straßen. "Die Balearen versinken im Beton", klagen die Umweltschützer.
Die Balearen: Lieblinge der Urlauber Europas
Mallorca 9,6 Millionen Menschen haben im vergangenen Jahr auf Mallorca Urlaub gemacht. Das waren 9,1 Prozent mehr als 2005.
Balearen Zählt man die anderen spanischen Inseln Ibiza, Menorca und Formentera hinzu, kamen knapp 13 Millionen Touristen - so viel wie noch nie. Und das Jahr 2007, prophezeit Tourismusminister Joan Flaquer, wird "noch besser".
Protest Bereits vor drei Jahren hatten auf Mallorca rund 50 000 Menschen gegen die Straßenbaupläne der Balearen-Regierung demonstriert.
40 Jahre Tourismus Der Massentourismus begann in den 60er-Jahren. 1960 kamen nur 360 000 Touristen nach Mallorca. Zehn Jahre später waren es schon zwei Millionen.