Klimakosten: Hochwasser, Hitze, Dürre - Klimachaos kostet Milliarden
Studie: Wenn die Temperaturen weiter steigen, muss in Schutzmaßnahmen wie den Bau von Deichen investiert werden. Energie wird teurer, Malaria droht.
Berlin. Wenn die Weltgemeinschaft nicht umgehend gegen den Klimawandel vorgeht, rechnen Wissenschaftler bis Mitte des Jahrhunderts mit Kosten für die Volkswirtschaft von fast 800 Milliarden Euro. Zu diesem Schluss kommt das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in einer gestern in Berlin vorgestellten Studie.Der Klimawandel wird sich auf fast alle Wirtschaftszweige negativ auswirken und zwar um so mehr, je stärker die Temperaturen steigen. Ziel müsse sein, sofort gegenzusteuern, forderte DIW-Umweltökonomin Claudia Kemfert: "Der Umbau muss heute beginnen.
Wirbelstürme könnten die Ölförderung auf See verteuern
Das DIW geht davon aus, dass ohne Klimamaßnahmen die Oberflächentemperatur weltweit bis zum Jahr 2100 um 4,5 Grad steigen wird. Ein großer Anteil der klimabedingten Mehrkosten würde auf die Energiekosten fallen. So erwarten die Forscher, dass Effekte wie mangelndes Kühlwasser für die Wärmekraftwerke Strom ebenso teurer machen werden wie Schäden an der Infrastruktur durch zunehmende Stürme, Schnee und Hagel. Häufige Wirbelstürme könnten die Ölförderung auf See verteuern. Betroffen wären auch die Privathaushalte: Allein deren Energierechnung würde bis 2050 um knapp 130x0fMilliarden Euro höher ausfallen.
In der Land- und Forstwirtschaft müssen vor allem Bayern, Niedersachsen und Baden-Württemberg mit Einbußen durch Wasserknappheit rechnen. An Nord- und Ostsee kommt es laut DIW vermehrt zu Sturmfluten. Da auch mit mehr Hochwasser in den Flüssen zu rechnen sei, müsse in den Dammbau und andere Maßnahmen zum Schutz vor Überschwemmungen investiert werden. Sollten die Temperaturen nur einen Grad steigen, hätten 60x0fProzent der deutschen Skigebiete keinen Schnee mehr.
Zusätzliche Ausgaben wird der Klimawandel auch für den Gesundheitssektor bedeuten. So müssen sich Ärzte in Deutschland um Krankheiten aus subtropischen und tropischen Klimazonen kümmern, etwa um Malaria. Eine höhere Hitzebelastung führe zu mehr Todesfällen und zu einem Leistungsabfall von Beschäftigten. KOMMENTAR: KLIMAVORSORGE Endlich wagt sich ein Wirtschaftsinstitut daran, die Kosten des Klimawandels für Deutschland zu prognostizieren. Auch wenn die Schadenssumme zu hoch angesetzt sein sollte, lenkt die Studie den Blick auf das Wesentliche: Es reicht nicht, den unvermeidbaren Klimawandel durch CO2-Reduktionen zu bremsen. Wir müssen uns auf die Folgen vorbereiten. Wenn wir jetzt anfangen, Deiche zu verstärken, Straßen wetterfest zu machen und Rücklagen für Schäden zu bilden, werden die Kosten leichter zu schultern sein.