Zarah Leander: Eine Diva mit Vergangenheit
Geburtstag: Heute wäre die Filmschauspielerin und Sängerin Zarah Leander 100 Jahre alt geworden.
Düsseldorf. Sie ist der Ufa-Star der 30er Jahre und die größte Diseuse des Dritten Reiches, die schwedische Schauspielerin und Sängerin Zarah Leander (1907-1981), die heute 100 Jahre alt geworden wäre.
Die tiefe Sing- und Sprechstimme, die zu ihrem Markenzeichen wird, die dunkelroten Haare und der geheimnisvoll verschleierte Blick wollen zwar nicht so recht zum blond-blauäugige Frauentyp jener Zeit passen, und doch wird sie von Millionen Deutschen sowie von Hitler, Goebbels und vielen anderen Nazi-Vorderen verehrt.
Die Zeit, die fast ganz Europa und vor allem Deutschland ins Unglück stürzt, soll Zarah Leanders glanzvollste bleiben, denn nach Ende des Zweiten Weltkriegs erlangt die Diva, die später entschuldigend über sich sagte, sie sei ein "politischer Idiot" gewesen, den einstmaligen Ruhm nie mehr wieder.
Als sie sich 1943, als schon längst Bomben auf deutsche Städte fallen und auch ihre Berlin-Dahlemer Villa zerstört wird, nach Schweden zurückzieht und damit laufende Verträge mit der Ufa bricht, kommt es zum öffentlichen Zerwürfnis zwischen ihr und dem deutschen Regime.
Ihre Filme verschwinden über Nacht aus den Kinos und plötzlich wird ihr gar "Spionage für den Feind" vorgeworfen. In Schweden wartet unterdessen niemand auf sie. Schon 1937 hatten sich einige Schweden in anonymen Briefen gegen den Aufstieg ihrer Landsmännin im Dritten Reich empört. Und nun schlägt ihr eisige Verachtung entgegen.
In den 50er und 60er Jahren gelingen der Leander halbgare Comebacks. An Erfolge wie "Zu neuen Ufern" und "La Habanera" (beide von 1937) kann sie mit "Cuba Cabana" (1952) und "Ave Maria" (1953) nicht mehr anknüpfen.
Furore machen aber ihre Schallplatten- und Musical-Produktionen. Sie verkauft sich mit baritonalem Timbre als "Frau mit Vergangenheit" und avanciert allmählich zur Schwulenikone.
Trotz Karriereknick und schwieriger Vergangenheit bleibt Zarah Leander vielen als große Legende in Erinnerung.
Denn ihre enorme Ausstrahlung auf der Leinwand und die auf unnachahmliche Weise gesungenen Evergreens wie "Nur nicht aus Liebe weinen" sind einzigartig - auch wenn Zarah Leander nie die Internationalität einer Marlene Dietrich und Greta Garbo erreichen konnte.
Neu Pünktlich zum 100. Geburtstag erscheint eine neue Biografie mit dem Titel "Zarah Leander - das Leben einer Diva", verfasst von Jutta Jacobi. Ungeschönt, aber fair zeichnet sie das Leben der Zarah Leander nach. Hoffmann und Campe, 280 Seiten, 22 Euro