Contra-Kommentar: Zuviel Gewollt

Der Versuch mit Lilly und dem Tumor ist gescheitert. Felix Murot gehört ins Bett, nicht an den Tatort.

Felix Murot ficht mit dem Florett, nicht mit dem Säbel. Er ist kein Frank Thiel und erst recht kein Schimanski. Er ist ganz anders, ein Feingeist. Und weil er ganz anders ist, braucht es einen außergewöhnlichen Schauspieler, ihn darzustellen. Bis dahin haben die Herren des Tatorts beim Hessischen Rundfunk (HR) alles richtig gemacht, als sie den großartigen Ulrich Tukur für die Rolle des LKA-Ermittlers Felix Murot verpflichteten. Der ganze Rest allerdings ist gewollt, aber nicht gekonnt.

Nach dem zweiten Fall des Ermittlers mit dem Tumor im Kopf sollte das auch dem HR klar geworden sein. Dass 1,2 Millionen Zuschauer abschalteten, ist ein unmissverständlich schlechtes Zeugnis.

Am Fall „Das Dorf“ funktionierte bis auf die Kessler-Zwillinge gar nichts. Die übertriebene Darstellung des Bösen mit Hilfe von kalten Bildern und unsympathischen Typen war zu holzschnittartig. Die Sequenzen, in denen der Ermittler von seinem Tumor übermannt wird, haben den Fluss des Films gestört. Der Fall war zu einfach, die Auflösung zu billig. Und das so bemüht künstlerische Konstrukt hätte mehr gebraucht als den entscheidenden Satz „Ich habe die Medikamente vertauscht“.

Fazit: Dieser Felix Murot ist sehr krank, er gehört in die Klinik, nicht an den Tatort.

lothar.leuschen@wz-plus.de