Pro-Kommentar: skurril, bunt, überraschend

Felix Murot — ein Ermittler mit dem Potenzial zum Kult-Kommissar.

Zugegeben — ein richtiger Tatort war das Sonntagabend nicht. 20.16 Uhr Leichenfund, anderthalb Stunden Ermittlungen und gegen 21.43 Uhr Festnahme des Mörders: Das alles gab es nicht. Vielmehr war die Leiche sehr lebendig, der Ermittler ermittelte nicht richtig. Und wer am Schluss warum festgenommen wurde, war auch nicht ganz klar — und letztlich auch egal. Ein vertaner Fernsehabend also?

Nein, ganz im Gegenteil. Gerade weil die Folge um den LKA-Ermittler Felix Murot mit allen gängigen Traditionen brach. Dieser Tatort war eine Mischung aus Edgar Wallace, Traumdeutung und Groteske. Er war hochgradig skurril, in jeder Szene überraschend, bis in die kleinsten Nebenrollen gut besetzt und hervorragend gespielt. Damit stach er wohltuend aus dem 08/15-Fernsehangebot hervor. Auch weil die 75-jährigen (!) Kessler-Zwillinge mit ihrer Tanzeinlage für ein Highlight sorgten und zeigten, dass TV-Gesichter nicht jung und glatt gebügelt sein müssen.

Dieser Tatort sollte ein Experiment sein, „verrückt“ und „innovativ“, hatte Hauptdarsteller Ulrich Tukur angekündigt. Das ist gelungen. Sein Felix Murot hat das Potenzial zum Kult. Die ARD sollte ihn sich und dem Publikum ein bis zwei Mal im Jahr gönnen. Als Kontrapunkt zum TV-Einerlei.

wibke.busch@wz-plus.de