Hollywood-Affäre Courtney Love warnte schon früh vor Weinstein
Los Angeles (dpa) - In Teilen Hollywoods waren die mutmaßlichen sexuellen Übergriffe von Filmmogul Harvey Weinstein offenbar schon vor mehr als zehn Jahren Gesprächsthema.
Nahe legt dies ein Video aus dem Jahr 2005, in dem Sängerin Courtney Love bei einer Veranstaltung des TV-Senders Comedy Central zu sehen ist. Auf die Frage eines Reporters, was sie „jungen Mädchen“ für ihren Umzug nach Hollywood rate, sagt Love: „Wenn Harvey Weinstein Dich zu einer Privatparty in das Four Seasons(-Hotel) einlädt, geh' nicht hin.“
Veröffentlicht hat das Video das Portal „TMZ“. Love äußerte sich später auch auf Twitter dazu: „Obwohl ich keins seiner Opfer war, wurde ich für immer von der CAA ausgeschlossen, weil mich gegen Harvey Weinstein aussprach“, schrieb sie und setzte dazu den Hashtag #Rape (Vergewaltigung). Die Agentur CAA vertritt zahlreiche namhafte Schauspieler und vermittelt sie an Regisseure und Produzenten. Die Witwe von Nirvana-Sänger Kurt Cobain hatte vergangene Woche auf Twitter geschrieben: „Ich kann mir nicht einmal ansatzweise vorstellen, welche Traumata diese Frauen erlitten haben.“
Mehrere Schauspielerinnen werfen Weinstein sexuelle Belästigung und Vergewaltigung vor. Zahlreiche Kollegen distanzierten sich inzwischen von dem Hollywood-Produzenten. Weinstein weist die Vorwürfe zurück. Über einen Sprecher hatte er mitteilen lassen, mit keiner Frau nicht-einvernehmlichen Sex gehabt zu haben.
Nach den Missbrauchsvorwürfen leitete die Vereinigung der US-Filmproduzenten ein Ausschlussverfahren gegen den 65-Jährigen ein. Die Producers Guild of America (PGA) habe sich einstimmig zu dem Schritt entschieden, teilte die Vereinigung mit. Vor der endgültigen Entscheidung am 6. November dürfe sich Weinstein aber zu den Vorwürfen äußern, hieß es. Erst am Samstag hatte die Oscar-Akademie den Filmproduzenten aus dem renommierten Verband ausgeschlossen.
Kathleen Kennedy, eine der erfolgreichsten Filmproduzentinnen Hollywoods, forderte einen nachhaltigen Wandel in der Branche . „Wir hätten schon lange handeln müssen“, sagte Kennedy auf der Verleihung der „Women in Hollywood Awards“. Als Konsequenz schlug sie eine Kommission aus Psychologen, Anwälten, Feministen und Soziologen vor, die die Branche auf Belästigung und Missbrauch am Arbeitsplatz hin untersuchen soll. Kennedy ist Präsidentin der Produktionsfirma Lucasfilm, die unter anderem die „Star Wars“-Filme produziert.