Cranach-Schau zum Luther-Jubiläum in Wittenberg
Wittenberg (dpa) - Baugeräusche in der Innenstadt, allerorten verhüllte historische Gebäude - die Lutherstadt Wittenberg gleicht derzeit einer großen Baustelle.
Alle Arbeiten zielen auf das 500. Jubiläum des Thesenanschlags von Martin Luther in zwei Jahren. Dann will sich die rund 30 000 Einwohner zählende Stadt im Osten Sachsen-Anhalts der Welt präsentieren als Ort, von dem einst die Reformation ausging. Bis zum Jubiläumsjahr 2017 ist aber noch Zeit und so schauen Sachsen-Anhalt und Wittenberg im kommenden Jahr zunächst auf die Kunst, die auch mit Luther zusammenhängt. Eine Landesausstellung zu Lucas Cranach dem Jüngeren ist zwischen dem 26. Juni und 1. November geplant. Der Titel: „Entdeckung eines Meisters“. Sein 500. Geburtstag wird in diesem Jahr gewürdigt.
Cranach der Jüngere und sein Vater verliehen den Reformatoren das Gesicht, das heute prägend ist. Sie schufen Porträts von Martin Luther, Philipp Melanchthon und ihren Weggefährten. Cranach der Ältere wird dabei deutlich höher gehandelt in Kunstkreisen als sein Sohn. Beim Jubiläum will die Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt nun mehr Licht in Leben und Schaffen des Jüngeren bringen. „Eine Ausstellung, die ausschließlich Cranach dem Jüngeren gewidmet ist, findet erstmals 2015 in Wittenberg statt. Deshalb nennen wir sie auch „Entdeckung eines Meisters““, sagt Stiftungsdirektor Stefan Rhein. Weltweit habe es noch nie eine große Ausstellung ausschließlich zu Cranach dem Jüngeren gegeben.
Nun soll in Wittenberg und in den begleitenden Schauen in Dessau und Wörlitz deutlich werden, wie der Jüngere lebte, mit wem er zusammen arbeitete, wie er Teil der Werkstatt wurde. 1550 hatte Cranach der Ältere Wittenberg verlassen, sein Sohn Lucas wurde Werkstattleiter, später bringt er es bis zum Bürgermeister der Stadt. Zwischen 1530 und 1550 arbeiteten beide in der hochproduktiven Werkstatt mit bis zu zehn Mitarbeitern - das Markenzeichen auf den Bildern ist die geflügelte Schlange - Experten rätseln bis heute, bei welchen Bildern die Cranachs persönlich den Pinsel führten.
In Wittenberg werden zwischen Juni und November auf rund 800 Quadratmetern Ausstellungsfläche mehr als 150 Kunstwerke zu sehen sein - vom Gemälde über die Grafik bis zur Buchillustration. Darunter sind laut Rhein hochwertige internationale Leihgaben. „Wir haben schon Zusagen aus Houston, aus Oslo, Stockholm, aus Dresden und München.“ Aus Houston komme das einzige Blatt, auf dem stehe „Dies wurde vom Sohn des Lucas Cranach gemalt“. Es handele sich um eine Zeichnung als Vorlage für ein Gemälde mit Adam und Eva. 1,7 Millionen Euro stehen insgesamt für die zentrale Ausstellung zur Verfügung für Vorbereitung, Marketing und die Schau selbst.
„2015 ist eine wichtige Etappe, um 2017 dann die nationale Sonderausstellung zur Reformation zeigen zu können. Damit wird Wittenberg erstmals Ort hochwertiger Sonderausstellungen“, sagt Rhein. Wo im kommenden Sommer die Cranach-Schau zu sehen sein wird, steht heute das weiß eingehüllte Augusteum, das um 1580 als Universitätsgebäude gebaut wurde und später als Predigerseminar diente. Nach der Sanierung gibt es erstmals Flächen, die große Sonderausstellungen aufnehmen können. Auch in der Stadtkirche und im Cranach-Haus in Wittenberg wird es Ausstellungen zu Cranach geben.
„Man muss sich Zeit nehmen“, sagt Rhein mit einem Lächeln. Damit meint er nicht nur die Ausstellungen in Sachsen-Anhalt, sondern auch in Thüringen und Bayern. Thüringen plant das Themenjahr „Bild und Botschaft“ mit drei großen Ausstellungen in Weimar, auf der Eisenacher Wartburg und in Gotha. Im bayerischen Kronach, wo Lucas Cranach der Ältere geboren wurde, soll es ebenfalls Ausstellungen zum Jubiläum geben.