Damit niemand auf der Strecke bleibt
NRW-Innenminister Reul (CDU) und die NRW-Polizei werben für mehr Gefahrenbewusstsein bei Motorradfahrern. Die Zahl der tödlichen Unfälle ist gestiegen.
Wuppertal. Motorradfreunde in Nordrhein-Westfalen warten schon seit Wochen darauf, dass die Tage wieder länger werden und die ersten Sonnenstrahlen die Temperaturen klettern lassen. Denn dann ist für sie die Zeit reif für die ersten Frühlingstouren auf ihrer Maschine. Doch gehören Motorradfahrer eben auch zu jener Gruppe von Verkehrsteilnehmern, die im Straßenverkehr besonders gefährdet sind.
Um für die Risiken im Motorradsport zu sensibilisieren und für mehr Sicherheitsbewusstsein zu werben, läutete NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) gestern gemeinsam mit der NRW-Polizei und einigen Bikern die Motorradsaison 2018 ein. „Motorradfahrer haben keinen Sicherheitsgurt und keinen Airbag. Deshalb kommt es umso mehr auf das eigene Verhalten und die richtige Schutzkleidung mit Projektoren und Warnweste an“, mahnte der Minister.
Herbert Reul, NRW-Innenminister
Tatsächlich gibt die Entwicklung in NRW Anlass zur Besorgnis, ist doch die Zahl der tödlichen Motorradunfälle im vergangenen Jahr landesweit auf 84 gestiegen — neun Todesfälle mehr als im Vorjahr und damit eine Zunahme um zwölf Prozent. Mehr als jeder Zweite der beteiligten Motorradfahrer hatte den Unfall selbst verursacht. Viele von ihnen waren zu schnell unterwegs. „Das ist eine traurige Entwicklung. Gerade Fahranfänger und Wiedereinsteiger sind hier besonders betroffen“, so Reul. Waghalsigkeit, mangelnde Fahrpraxis und Selbstüberschätzung führten häufig zu folgenschweren Unfällen. „Deshalb ist es besonders wichtig, als Anfänger oder nach einer längeren Pause ein Fahr- und Sicherheitstraining zu absolvieren“, appelliert der Minister an die Motorradfahrer.
Auch hatte die Informationsveranstaltung auf einem Wanderparkplatz in Wuppertal traurige Aktualität: Erst am Sonntag war in Grevenbroich ein 58-jähriger Motorradfahrer durch einen Zusammenstoß mit einem Auto an einer Ampelkreuzung tödlich verunglückt. Der Biker war später im Krankenhaus seinen schweren Verletzungen erlegen.
Dass es zu solch tragischen Unfällen erst gar nicht kommt, ist Ziel von „Am Limit lenkt der Zufall!“, einem ehrenamtlich organisierten Zusammenschluss von Bikern und Beamten der Polizei Wuppertal. Regelmäßig bietet das Netzwerk Fahrtrainings und Verkehrssicherheitstage mit verschiedenen Schwerpunkten an und schult Biker unter anderem zu Sofortmaßnahmen am Unfallort. Eine Initiative, für die Reul anerkennende Worte findet: „Diese Sicherheitsbotschafter sind ein tolles Beispiel für ein Engagement, bei dem Menschen sich ehrenamtlich auf den Weg machen und Verantwortung übernehmen.“ Auch seien die „Limiter“, wie die Mitglieder des Netzwerks sich nennen, Teil einer lobenswerten Partnerschaft zwischen Polizei und Bürgern.
Dabei appelliert Reul auch an das Verantwortungsbewusstsein von Autofahrern, auf deren Konto landesweit ein Drittel aller Motorradunfälle gingen — etwa weil sie einem Biker die Vorfahrt genommen hatten oder beim Abbiegen mit ihm kollidierten. „Die Autofahrer müssen sich im Frühjahr auch wieder an die Biker auf den Straßen gewöhnen. Häufig wird die Geschwindigkeit von entgegenkommenden Motorrädern unterschätzt“, warnt der Minister. „Deshalb müssen alle besonders aufmerksam sein.“
Der Bundesverband der Motorradfahrer (BVDM) verweist auf die allgemein gestiegenen Unfallzahlen. Während bei den Autos die Technik immer zuverlässiger Todesfälle verhindert, seien Biker nicht in gleicher Weise geschützt, so der BVDM-Vorsitzende Michael Lenzen. „Wir haben halt keine Knautschzone.“