Das Bauhaus und sein Ökohaus - Bald auch Teil eines Museums?

Weimar (dpa) - Es ist das einzige Architekturzeugnis des Bauhauses: Das „Haus am Horn“. Nun soll das 1923 zur großen Bauhaus-Ausstellung entworfene Muster- und Experimentalhaus von einem anderen Träger verwaltet werden - seit 18 Jahren ist das der Freundeskreis der Bauhaus-Universität.

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„Wir betreiben als Verein ein Unesco-Weltkulturerbe. Das hat seine Grenzen“, sagt der Vorsitzende Michael Siebenbrodt. Wohl zum Jahreswechsel solle das Baudenkmal in die Klassik Stiftung überführt werden, die das Bauhaus-Erbe verwahrt. Es würde dann Teil des Neuen Bauhaus-Museums, das Ende 2018 eröffnet werden soll.

„Nach mehr als 90 Jahren funktioniert das Atriumhaus noch immer perfekt - auch als erstes bewusst konzipiertes Ökohaus“, sagt Siebenbrodt, der an der Bauhaus-Universität Architektur studierte. „Obwohl die Wände nur 25 Zentimeter dick sind, haben sie eine Wärmedämmung wie bei einer 75 Zentimeter dicken Ziegelwand.“ Dafür sorgt zwischen den Ziegelhohlsteinen eine Dämmschicht von Torf und Superleichtbeton, der größtenteils aus Hochofen-Abfall gewonnen wurde. Die Fenster - damals aus Kristallspiegelglas - sind nach Süden und Westen ausgerichtet.

Das Gebäude von Georg Muche ist die einzige architektonische Hinterlassenschaft des 1919 von Architekt Walter Gropius gegründeten Staatlichen Bauhauses. Bereits 1925 mussten Meister und Schüler Weimar wegen reaktionärer Kräfte verlassen und zogen nach Dessau. In Berlin wurde das Bauhaus 1933 verboten. Viele Künstler emigrierten und machten die Ideen weltweit publik.

Das Haus oberhalb des Ilm-Parks steht für modernes Wohnen mit formschönen und pflegeleichten Materialien. Muche konzipierte das Haus im Grünen für eine junge Familie mit ein oder zwei Kindern, die auch immer wieder Besucher empfängt. Die Wohnräume gruppieren sich um das lichtdurchflutete Atrium als zentralen Raum des Hauses.

Alle Werkstätten steuerten zur Inneneinrichtung bei. Von Marcel Breuer stammten etwa Möbel für Wohn- und Damenzimmer. Erich Brendel und Alma Buscher entwarfen das Kinderzimmer, Erich Dieckmann Speise- und Herrenzimmer. Möbel, Leuchten, Teppiche, keramische Gefäße und die farbige Gestaltung bildeten eine Einheit.

Nur sechs Wochen sei das Gesamtkunstwerk zu sehen gewesen, erzählt Siebenbrodt. Dann gingen die Möbel an den Berliner Bauunternehmer Adolf Sommerfeld, der die Ausstellung unterstützt hatte. „Im Krisenjahr 1923 wollte niemand das Haus kaufen, da half keine Annonce, in der es als "Weihnachtsgeschenk" angepriesen wurde.“ Im Zweiten Weltkrieg gingen fast alle Möbel verloren.

Die Nazis wollten das Haus 1933 erst abreißen. „Aber das Leben ist manchmal pragmatischer und die Nazis waren auch manchmal praktischer“, sagt Siebenbrodt. Nach 1945 fiel das „Haus am Horn“ als Nazi-Besitz an Weimar. Ein Architekten-Ehepaar wohnte dort später und rettete es vor dem Verfall. Seit 1996 gehört das Atriumhaus zum Weltkulturerbe „Das Bauhaus und seine Stätten in Weimar und Dessau“.

65 Ausstellungen mit mehr als 100 000 Besuchern organisierten die Mitglieder des Freundeskreises, die 1998 Wächter des Denkmals wurden. Künftig gehe es darum, verlorene Originalsubstanz so getreu wie möglich zu rekonstruieren, erklärt Siebenroth.

Im Frühjahr werde der Stiftungsrat der Klassik Stiftung mit den Zuwendungsträgern - Bund, Land Thüringen und Stadt Weimar - auch über die künftige Finanzierung beraten, sagt dessen Präsident Hellmut Seemann. Gegenwärtig arbeitet die Stiftung an einem Konzept, wie das Haus als Denkmal erhalten werden kann. Mit Fördermitteln von Bund und Land von jeweils 50 000 Euro wurden bereits Fenster, Heizung und Kellerputz repariert und überarbeitet.