Das Kaffeekränzchen im Internet

Das Netz fördert oft die Kontaktpflege zwischen Kindern, ihren Eltern und Großeltern.

Düsseldorf. Der Vater kommt nur am Wochenende heim, die Kinder studieren im Ausland, Oma und Opa wohnen ohnehin weit weg. Die Globalisierung hat viele Familien in alle Winde zerstreut. Verbindung halten sie inzwischen zu einem großen Teil über das Internet, zeigt eine aktuelle Studie. "An die Stelle des "Küchentischgesprächs" tritt immer öfter jetzt auch die E-Mail, die SMS oder auch der Chat im Internet - auch einmal schnell von unterwegs", sagt Professor Wolfgang Stock, Kommunikationswissenschaftler an der Europa-Universität in Frankfurt/Oder.

In einer aktuellen Studie, für die rund 9000 Internet-Nutzer in zwölf Ländern befragt wurden, gaben 43 Prozent der Eltern an, dass das Netz der Familie helfe, in Kontakt zu bleiben. "Unterm Strich kommunizieren Kinder und Jugendliche sehr viel häufiger mit Verwandten als noch zu "analogen" Zeiten - in denen die Großeltern zumeist eher selten im Jahr besucht wurden", sagt Stock.

Inzwischen verläuft aber auch die Kommunikation innerhalb der Wohnung immer öfter via Internet. Eltern und Kinder schotteten sich in ihren Zimmern ab und flüchteten in virtuelle Welten, aus denen sie hin und wieder Lebenszeichen senden. "Die familieninterne Kommunikation bekommt damit eine zweite Dimension, findet also auf zwei Ebenen statt", sagt Stock. Der Wissenschaftler findet dies nicht automatisch schlecht: Bestenfalls werde eine Kommunikationslücke geschlossen.

Laut Umfrage führen knapp zwei Drittel der Kinder die Eltern in ihren E-Mail-Listen, ein Viertel hat sie als Chat-Freunde gespeichert. "Die virtuelle Welt scheint sich im Hinblick auf Familien nicht als Kommunikationsbremse, sondern als -förderer zu erweisen", glaubt Karsten Jahn von Symantec, einem Unternehmen für Computer-Sicherheit, das die Studie in Auftrag gab.