Das prügelnde Klassenzimmer
Wegen Mobbings schließen die Behörden ein Elite-Internat.
Stockholm. Das Lundsberg Internat in Stofors, 300 Kilometer westlich von Stockholm, ist ein Elite-Internat mit Vergangenheit. Mitglieder der königlichen Familie gehören zu den Absolventen der 1896 gegründeten Schule. Die Gebühr von 200 000 Kronen (rund 23 000 Euro) jährlich können sich nur die besten Familien leisten. Doch was tatsächlich hinter den Mauern ablief, erschüttert nun das Land: Missbrauch, Quälereien und Demütigungen. Ein Vorfall am vorigen Wochenende brachte das Fass zum Überlaufen. Die Schulaufsicht schloss das Internat — zunächst für ein halbes Jahr.
Für zwei 14 und 15 Jahre alte Jungen geht damit ein Alptraum zu ende. Sie waren von neun älteren Schülern für ein „Aufnahmeritual“ aus ihrem Wohnheim gezerrt worden. Die Älteren verbanden ihnen die Augen, legten sie auf den Boden und verbrannten ihnen den Rücken mit einem Bügeleisen. Der 14-Jährige musste mit schweren Verbrennungen in ein Krankenhaus.
„Das war ein Streich, ein Unfall“, versuchte Ulf Rehnmark vom Vorstand der Schule in der Zeitung „Aftonbladet“ abzuwiegeln. Die Jungen hätten ihre Mitschüler nicht verletzen wollen. Doch die Schulaufsicht hatte genug. Seit Jahren steht das Lundsberg Internat unter Beobachtung, denn dieser Vorfall ist nicht der erste dieser Art. Systematische Erniedrigungen, Beleidigungen und schwere Körperverletzungen listet ein Bericht der Schulinspektion auf.
Nach Auffassung der Behörde seien viele Misshandlungen mit dem Wissen der Schulleitung geschehen, darunter auch das sogenannte „U-Booten“. Dabei werde einem auf dem Rücken liegenden Schüler ein Schlauch in den Mund geschoben und Flüssigkeit hineingegossen. Der Schulleiter wurde mit sofortiger Wirkung entlassen.
Sechs Monate hat die Schule nun Zeit für Reformen, will sie jemals wieder ihre Pforten öffnen. Doch der Vorstand des Internats hält die Schließung für ungerechtfertigt. Auf der Internetseite der Schule appellierte er am Freitag an die Schulaufsicht, die Entscheidung rückgängig zu machen. Auch Eltern protestierten in verschiedenen Medien gegen die Schließung. Man sollte nicht alle Schüler für das bestrafen, was neun getan hätten, sagte einer der Beschwerdeführer.