Mit dem Panzer auf Sonntagsfahrt
Paul Benzin (53) sammelt ausgediente Militärfahrzeuge — wie andere Leute Briefmarken.
Storkow/Templin. Autogramme, Briefmarken, Bierdeckel: Die meisten Deutschen sammeln irgendetwas. Oft stecken sie die geliebten Schätze dann in Alben, Schränke oder Vitrinen. Für Paul Benzin ist das undenkbar. Denn seine Lieblinge sind bis zu 43 Tonnen schwer. Wuchtig stehen sie in einer Garage auf seinem Grundstück im brandenburgischen Storkow bei Templin. Paul Benzin sammelt Panzer.
„Fast immer, wenn ich nach Hause komme, gehe ich in die Garage. Und dann streichle ich sie“, sagt der 53-Jährige mit der dunkelroten Latzhose und der sonnengegerbten Haut.
Zu DDR-Zeiten hat er bei der Nationalen Volksarmee „18 Monate lang fast nicht anderes gemacht als Panzer repariert“. Nach der Wende hat Benzin dann seinen ersten Panzer in einem Wald gefunden — zurückgelassen von den Sowjets. Er habe das Militärgefährt in den politischen Wirren einfach mitgenommen. Gemeinsam mit einem Freund hievte er den T 34 auf einen Tieflader und fuhr ihn zum Schrottplatz.
Heute stehen die Militärwagen mit den Ketten und Raketenattrappen in Benzins Garage. An der Tür hängt ein Schild mit der Aufschrift „Militärischer Sicherheitsbereich“ — daneben liegen Heuballen. Er verdient sein Geld mit einem Reiterhof in Storkow und einem Schrottplatz in Templin.
Nach Feierabend schraubt Benzin an seinen Panzern. In einer Ecke seines großen Grundstücks hat er aus Sand einen Parcours aufgeschaufelt. „Das ist meine Panzerstrecke“, sagt er. Vor allem am Wochenende oder an Feiertagen kurvt Benzin mit seinen Gefährten über die Hügel. „Am Vatertag war ich mit Freunden und Bekannten unterwegs.“
Richtig exotisch ist Beznins Hobby in Deutschland nicht. „Etwa 1000 Panzer sind in privater Hand“, erzählt Benzin. Regelmäßig treffen sich die Liebhaber zu gemeinsamen Fahrten — oder für Tauschgeschäfte, gekauft wird selten. Auch Benzin tauscht lieber, will sein US-amerikanisches Gefährt mit einem Österreicher gegen einen alten Sowjetpanzer tauschen. „Mein Ziel ist eine reine Ostsammlung“, erzählt Benzin. „Das mit den Panzern ist einfach mein Ding — da fühle ich mich frei.“
Auf die Frage nach seinem Familiennamen muss Benzin laut lachen. „Der ist echt“, sagt er. „Die Panzer fahren aber mit Diesel.“