Das Wettrüsten im Vorgarten

Licht: Hauptsache grell - Die Amerikaner und ihr Weihnachtsschmuck.

New York. Der Stau zieht sich den Hügel hinauf. Auf der 84. Straße in Brooklyn geht es ab und zu ein paar Meter voran. Manchmal hupt einer, weil der Vordermann nicht gesehen hat, dass es eine Fahrzeuglänge weitergeht. Denn die Fahrer haben anderes zu tun: Sie schauen aus dem Autofenster und staunen. Immer wieder blitzen auch Kameras. Auch zu Fuß sind Schaulustige gekommen.

In Dyker Heights, weit draußen in Brooklyn, sieht man an vielen Stellen die Lichter der Verrazzano Narrows Bridge, die Brooklyn mit Staten Island verbindet. Zu Weihnachten kommen so viele Lichter hinzu, dass inzwischen ganze Busladungen an Besuchern kommen — und Autofahrer zur Fotosafari blasen. Es begann in den 1980er Jahren, und in New York läuft es wie anderswo: Wenn einer anfängt, seinen Vorgarten schick zu machen, fühlen sich die Nachbarn herausgefordert: Vor fünf Jahren hatte ein Anwohner in Ohio sein Haus mit Leuchten bestückt, die im Takt eines Songs aufflackerten. Die Behörden schritten ein, weil so viele Neugierige angereist waren, dass der Verkehr zusammenbrach.

In Dyker Heights gehört zum Lichtertraum auch eine rührende Legende: Alfred Polizzotto hatte Krebs, und als er die Krankheit besiegt hatte, stellt er knapp neun Meter hohe Holzsoldaten vor dem Haus auf. Polizzotto ist längst tot, aber im italienisch geprägten Viertel lebt die Tradition weiter. Dekoration gehört seitdem im Viertel nicht nur zur Weihnachtszeit.