Das wollen wir in Ascot nicht sehen
Kleiderordnung: Nackte Schulter, nackte Bäuche und nackte Köpfe sind beim glamourösen Pferderennen verboten.
London. Achtung, die Mode-Polizei patrouilliert in Ascot. In diesem Jahr gibt es bei den glamourösesten Pferderennen der Welt einen expliziten Dresscode für Gäste. "Tragen Sie auf jeden Fall eine Unterhose, allerdings - liebe Damen - nicht so, dass man sie sieht", heißt es darin. Vergehen gegen den guten Stil ahndet Ascot nun mit einem Platzverweis.
Über Geschmack lässt sich bekanntlich sehr gut streiten, doch die Organisatoren des Pferderennens hatten nach den letzten Jahren Augen- und Bauchschmerzen und waren die unschicklichen Kontroversen satt. "In der Allgemeinheit gibt es eine immer größere Unkenntnis darüber, was formale Tageskleidung bedeutet", kritisiert Nick Smith, PR-Chef der Rennbahn. "Wir müssen es den Menschen also buchstabieren und die Vorschriften verschärfen."
Der neue Ascot-Kodex warnt die Damen insbesondere vor Fallen aus der Dessous-Abteilung. Während die meisten das Tragen von Unterwäsche beim Prestige-Ereignis des Sommers wohl selbstverständlich finden - immerhin flanieren die Königin und andere Royals unter den Gästen -, wissen die Organisatoren anderes zu berichten.
Von "entnervt" bis "außer sich" beschreiben sie die Reaktionen konsternierter Besucher, die das jahrhundertealte Sozial-Inventar von Ascot - noble Hüte, feine Diamanten und Champagner in Strömen - gefährdet sehen. An der Ziellinie, wo auch die Queen sitzt, ist den Damen daher Schulterfreiheit nun ebenso untersagt wie Kleider mit Spaghetti-Trägern. Die Träger-Mindestbreite beträgt jetzt 2,5 Zentimeter.
Auch der Rocksaum verliert seine Freiheit. Nachdem selbst Mitglieder des Königshauses mit hoch geschlitzten Kleidern in Ascot gesichtet wurden, ist er nun auf maximal fünf Zentimeter über dem Knie festgelegt worden. Wer sich luftiger kleidet, riskiert eine höfliche Begleitung nach draußen. Überhaupt gilt: "Nackte Beine werden missbilligt." Das Gleiche gilt für bauchfreie Oberteile und Hosenanzüge, bei denen Jackett und Hose nicht zusammen passen.
Der neue Dresscode, der sich im Ton zwischen charmantem Humor und knallharter Ansage bewegt, macht es den Herren etwas leichter als den Damen. Sie müssen sich lediglich merken, ihre braunen Schuhe daheim zu lassen und den Zylinder unter keinen Umständen abzunehmen. Für Frauen gilt die Hut-Pflicht ohnehin.
"Ein absoluter Mode-Faux-Pas sind schlampig aufgetragene Selbstbräuner", so Smith, "sowie Jeans bei Männern oder die Unsitte, bei Sonne den Oberkörper frei zu machen. Das wollen wir nirgendwo an der Rennbahn sehen."
Für all jene, die trotz der Deutlichkeit noch Zweifel oder Fragen zu ihrer Garderobe haben, hat die Rennbahnleitung die ultimativen "Geht" und "Geht gar nicht" auf ihre Internetseite gestellt - und zwar mit Fotos aus den letzten Jahren. Viele Briten nehmen die verschärften Kleidungsvorschriften positiv auf. Einer schrieb an den Veranstalter: "Wenn wir diesen Dresscode für das ganze Land und für jeden Tag einführen könnten, wäre das prima."