Mehr als nur Billy: Eigenheime von Ikea

Grossbritannien: Mit billigen Fertighäusern bringt der schwedische Möbelriese Bewegung in den britischen Immobilien-Markt.

London. Wenn schon alle meine Möbel von Ikea sind, warum dann nicht auch das ganze Haus? Wer so denkt, der sollte nach Nordengland umziehen - denn im Königreich verkauft der schwedische Möbelriese ab sofort komplette Häuser. Anfang Juli beziehen die ersten Familien in Gateshead ihre Ikea-Immobilie - die kommt mit Grundstück, Einbauküche und schwedisch-freundlichem Design daher, das sich gründlich vom ziegelroten Einheitslook der klassischen britischen Arbeiter-Vorstadt abhebt.

So ist "Mölna" eine Revolution für Großbritannien. Hinter dem Ikea-typischen Namen versteckt sich ein luftiges Mini-Haus mit 67 Quadratmetern Wohnfläche, einem flexiblen Grundriss, bodentiefen Fenstern, hohen Decken und Laminatböden. Mit umgerechnet 166000 Euro Kaufpreis ist Mölna ein Bestseller: "Für das Fertighaus hatten wir drei Mal so viele Interessenten wie Grundstücke", erzählt Alan Prole, Geschäftsführer des britischen Ikea-Partners Live Smart@Home.

Eilig betont Prole, dass die "Bauherren" ihre Häuser aber nicht etwa in flachen Pappkartons samt Imbus-Schlüssel in Empfang nehmen müssen - den Zusammenbau der Komponenten übernehmen Profis. Gut 30 Zwei- bis Drei-Zimmer-Eigentumswohnungen und 60 Häuser sind nun bezugsfertig. Wie vielen Haushalten inzwischen Stühle oder Tassen aus des schwedischen Möbelriesen vertreten sind, könnten viele Orte demnächst ihre eigene Ikea-Siedlung haben: Projekte in den Docks von Leeds, in Edinburgh, Coventry und Newcastle sind in Planung.

"Unsere Zielgruppe sind Menschen, die sich normalerweise gar kein Eigenheim leisten können", sagt Prole. Die Vergabe der Fertighäuser folge daher strengen sozialen Kriterien: Das Jahreseinkommen der Käufer müsse im landesweiten Durchschnitt oder darunter liegen. Investoren, die fast jeden zweiten Neubau in Großbritannien aufkaufen und mit saftigem Zuschlag wieder auf den Markt werfen, seien hier höchst unwillkommen.

255000 Euro kostet ein durchschnittliches Eigenheim in England - die größte Ikea-Immobilie liegt mit vier Zimmern bei 190000Euro. Dazu bietet die Möbelfirma Finanzierungsmodelle an, bei denen Häuslebauer ihre Immobilien zunächst zu 50 oder 80 Prozent kaufen können. Die restlichen Anteile werden abgestottert. 12 Jahre Garantie gibt’s auch noch auf die auch ökologisch hochwertigen Fertighäuser. Und damit der Ikea-Hausbewohner bei der Inneneinrichtung nicht doch noch zur Konkurrenz abdriftet, gibt’s zur Einweihungsparty noch einen 300-Euro-Gutschein für die nächste Ikea-Filiale. Denn Mölnä ohne Billy - das haben auch die freundlichen Schweden nicht gern.