Heinos Welt ist wieder heil
Er sagt, die Enttäuschung seiner Fans habe ihn krank gemacht. Da zahlte er ihnen selbst das Eintrittsgeld zurück.
Bad Münstereifel. Der Schlagersänger Heino hat unter der Absage seiner Konzerttournee und den anschließenden finanziellen Querelen so gelitten, dass er an Depressionen erkrankte. So schildert er seine Situation der vergangenen Monate jedenfalls der "Bild".
Der 69-Jährige sagt: "Ich war psychisch so angeschlagen, dass ich für nichts mehr Interesse hatte. Ich dachte mir: Jetzt hast du 40 Jahre lang so eine tolle Karriere gemacht, und die endet so jämmerlich. Der Gedanke, dass ich vor meinen Fans wie ein Betrüger dastand, hat mich krank gemacht."
Seinen seelischen Tiefpunkt hatte er erreicht, als einige Fans ihn anzeigten, so Heino. "Nachdem ich morgens aufgestanden war, wollte ich mich gleich wieder hinlegen. Mich konnte nichts mehr aufmuntern. Dazu litt ich an einer schrecklichen Nervosität. Ich setzte mich an den Kaffeetisch und musste nach einer Minute wieder aufstehen. Ich war völlig ruhelos."
Seine Hausärztin verwies ihn an einen Neurologen im Klinikum Euskirchen. "Der sagte mir: ,Heino, Sie haben eine Depression, und die können wir heilen.' Ich wusste gar nicht, was eine Depression ist, und ließ mich erst einmal aufklären." An seinem 69. Geburtstag am 13. Dezember 2007 habe er zum ersten Mal Medikamente gegen die Krankheit genommen. "Innerhalb weniger Stunden ging es mir besser, meine innere Ruhe kehrte zurück. Drei Monate lang nahm ich jeden Abend eine Tablette."
Rückblick auf turbulente 18 Monate für den gebürtigen Düsseldorfer, der seit langem in Bad Münstereifel lebt: Im November 2006 gab Heino unter großem Medienrummel in Hamburg bekannt, er werde ein Jahr nach seinem Rückzug von der Bühne doch wieder auf Tournee gehen.
50 Auftritte wollte Heino absolvieren. 300 000 Tickets sollten über den Discounter Lidl vertrieben werden. Auch der gute Zweck wurde nicht vergessen: Der Verein "Herzenswünsche" sollte pro verkaufter Karte einen Euro bekommen.
Doch die Tickets erwiesen sich bei Lidl als Ladenhüter: In zwei Monaten hätten die 2750 Filialen weniger als 10 000 Karten verkauft, berichtete das "Manager-Magazin" Ende Januar.
Dann brach Heino am 12.September 2007 in seinem Haus zusammen. Im Krankenhaus stellten die Ärzte eine Verengung der Herzkranzgefäße fest. Der Sänger sagte auf ärztlichen Rat die Tournee ab. Zwar hatte der Veranstalter Kult Musik die Tour für eine Prämie von 138 000 Euro gegen Ausfall versichert. Doch die Versicherung wollte die Kosten für Werbung und Kartenerstattung von 3,2 Millionen Euro nicht zahlen. Sie wirft dem Sänger vor, er habe in seiner Gesundheitserklärung Vorerkrankungen verschwiegen. Der Streit dauert an.
Den Fans wurde dennoch die schnelle Erstattung ihrer Tickets versprochen. Doch erst zog sich die Sache hin, dann waren die Schecks, die von Heinos Management kamen, zum Teil nicht gedeckt. Einige Anhänger erstatteten Anzeige.
Sechs Wochen hat Heino mit seiner Frau Hannelore im Frühjahr in Florida verbracht. Vielleicht hat er sich dort eine Lösung überlegt. "Ich habe jetzt mein Erspartes geopfert", sagt er. Rund eine halbe Million Euro, der Gegenwert für 20000 Tickets, sei das gewesen. Der Sänger äußert sich beglückt in "Bild": "Seitdem die Sache vom Tisch ist, habe ich keine Depressionen mehr. Ich kann endlich wieder ruhig schlafen."